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10.12.2019, 19:03:42 / Feuilleton

Literaturnobelpreis an Handke verliehen

Trotzt seinen Kritikern. Peter Handke (links) bei der Preisverle
Trotzt seinen Kritikern. Peter Handke (links) bei der Preisverleihung durch König Carl Gustaf von Schweden

Stockholm. Der österreichische Schriftsteller Peter Handke ist im Stockholmer Konzerthaus mit dem diesjährigen Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden. Neben ihm nahmen am Dienstag auch die polnische Autorin Olga Tokarczuk, Preisträgerin für das Jahr 2018, sowie zwölf Wissenschaftler in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaft ihre Nobelmedaillen und -diplome entgegen. Begleitet wurde die Zeremonie von Protesten gegen die Preisvergabe an Handke. Kritiker nehmen ihm seine Haltung zum Jugoslawien-Konflikt übel.

Der Vorsitzende des Nobelkomitees, Anders Olsson, ließ die Kontroverse in seiner Laudatio auf Handke unerwähnt. Als Schwedens König Carl XVI. Gustaf die Auszeichnung überreichte, gab es aus dem Publikum höflichen Applaus und keine Pfiffe. Die Akademie hatte ihre Entscheidung für Handke im Vorfeld vehement verteidigt. Man müsse zwischen der Person und ihrem literarischen Werk unterscheiden, hatte sie erklärt.

Handke hatte im Jugoslawien-Konflikt die Kriegspropaganda des Westens kritisiert und sich mit Serbien solidarisiert. 2006 hielt er bei der Beerdigung des früheren Präsidenten der nicht mehr existierenden Bundesrepublik Jugoslawien, Slobodan Milosevic, eine Rede. Staaten wie das EU-Land Kroatien und die Türkei verzichteten aus Protest gegen Handke auf die Teilnahme ihrer Botschafter an der Preisverleihung.

An den Protesten nahmen etwa 200 Personen teil. Eine der Initiatorinnen verstieg sich gegenüber dpa zu der Behauptung, Handkes Literatur schreibe die Geschichte um, »er stellt einen Genozid infrage, der bewiesen worden ist«. Wie so oft wurden dafür keine Textstellen vorgebracht, die diese Anwürfe beweisen könnten. (dpa/jW)