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Online Extra
11.11.2019, 19:14:03 / Inland

Neue Schätzung: Zahl der Wohnungslosen weiter gestiegen

Chronischer Mangel: Der soziale Wohnungsbau wird weiter gedrosse
Chronischer Mangel: Der soziale Wohnungsbau wird weiter gedrosselt

Berlin. Die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland ist einer Schätzung zufolge im vergangenen Jahr gestiegen. 2018 waren 678.000 Menschen ohne Wohnung, 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr, wie die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Wohnungslosenhilfe am Montag erklärte. Sie forderte den Bau von jährlich bis zu 100.000 neuen Sozialwohnungen.

Laut der neuen Schätzung gab es im vergangenen Jahr rund 237.000 wohnungslose Menschen – Flüchtlinge nicht einbezogen – sowie etwa 441.000 wohnungslose anerkannte Flüchtlinge. Dabei stieg die Zahl der wohnungslosen Menschen ohne Fluchthintergrund mit 1,2 Prozent weniger stark als die Zahl der wohnungslosen Flüchtlinge mit 5,9 Prozent, wie die Geschäftsführerin der BAG Wohnungslosenhilfe, Werena Rosenke, erklärte. Der Schätzung zufolge lebten im vergangenen Jahr etwa 41.000 Menschen ohne jegliche Unterkunft auf der Straße.

BAG-Geschäftsführerin Rosenke beklagte die »Schrumpfung des Sozialwohnungsbestandes und die Verfestigung von Armut«. Es fehle »insbesondere an bezahlbarem Wohnraum für Menschen im Niedrigeinkommensbereich, für die Menschen, die Transferleistungen beziehen, und für anerkannte Geflüchtete.« Besonders gefährdet seien Alleinerziehende und junge Erwachsene.

Nach Einschätzung der BAG Wohnungslosenhilfe werden jährlich bis zu 100.000 neue Sozialwohnungen sowie weitere 100.000 bezahlbare neue Wohnungen gebraucht. Tatsächlich seien aber 2017 lediglich 27.000 neue Sozialwohnungen gebaut worden. Für die Jahre 2020 und 2021 habe die Bundesregierung zudem die Bundesmittel für den sozialen Wohnungsbau mit jeweils einer Milliarde Euro niedriger angesetzt als in den Vorjahren. (AFP/jW)