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Online Extra
07.10.2019, 19:07:01 / Feuilleton

Nobelpreis für Medizin: »Wunderschönes System«

Einmal tief Luft holen: Nobelpreisträger Gregg L. Semenza
Einmal tief Luft holen: Nobelpreisträger Gregg L. Semenza

Stockholm. Den Nobelpreis für Medizin teilen sich in diesem Jahr die US-Zellforscher William Kaelin und Gregg Semenza mit ihrem britischen Kollegen Peter Ratcliffe. Sie erhielten die Auszeichnung für ihre Entdeckungen zu der Frage, wie Zellen unterschiedliche Sauerstoffmengen messen und sich daran anpassen können, teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit. Dies eröffne neue Ansatzpunkte für die Entwicklung von Therapien gegen Blutarmut, Krebs und zahlreiche andere Erkrankungen, bei denen die Sauerstoffkonzentration im Blut eine Rolle spielt.

Ohne Sauerstoff gäbe es auf der Erde kein Leben. Tiere und auch der Mensch benötigen ihn, um aufgenommene Nahrung in den Zellen in lebenserhaltende Energie umzuwandeln. Allerdings kann sich die Menge des dort verfügbaren Sauerstoffs ändern – etwa wenn die Muskeln bei körperlicher Anstrengung mehr benötigen. Darauf müssen die Zellen reagieren. Wie das gelingt, sei bis zu den wegweisenden Arbeiten der drei Forscher unklar gewesen, heißt es in der Begründung des Nobelkomitees.

Der Biologe Gregg Semenza (63, Baltimore) hatte in den 90er Jahren gezeigt, dass ein Bestandteil des Proteinkomplexes HIF (Hypoxia Inducible Factor), bei niedrigem Sauerstoffgehalt das Erythropoietin-Gen aktiviert. Dies führt zu einer besseren Versorgung der Zellen mit Sauerstoff – »Ein wunderschönes System«, wie er sagte. Gemeinsam mit Ratcliffe (65, London und Oxford) wies er nach, dass dieser Mechanismus zum Erkennen von Sauerstoff in praktisch allem menschlichem Gewebe steckt. Kaelin (61, Boston) gelang es, das Gen VHL zu identifizieren, das bei Patienten mit bestimmten genetischen Störungen zu einem größeren Krebsrisiko führt. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Reaktion von Krebszellen auf ein niedriges Sauerstoffniveau. Die drei Forscher teilen sich das Preisgeld in Höhe von umgerechnet 830.000 Euro. Der Nobelpreis wird ihnen am 10. Dezember, dem Todestag von Alfred Nobel, in Stockholm verliehen. (AFP/dpa/jW)

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