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Online Extra
20.08.2019, 19:15:09 / Inland

Angeklagter im Chemnitz-Prozess beteuert Unschuld

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Der Angeklagte vor Beginn der Fortsetzung des Prozesses (Dresden, 3.4.2019)

Dresden. Kurz vor dem erwarteten Urteil im Prozess um tödliche Messerstiche in Chemnitz hat der Angeklagte einem Bericht zufolge seine Unschuld beteuert. Der in U-Haft sitzende Syrer habe in einem ZDF-Telefoninterview bestritten, den Chemnitzer Daniel H. im August 2018 erstochen zu haben, teilte der Sender am Dienstag mit. »Ich schwöre bei meiner Mutter, ich habe ihn nicht angefasst. Ich habe überhaupt nicht das Messer angefasst«, sagte Alaa S. demnach. In dem seit knapp fünf Monaten laufenden Prozess vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Chemnitz hatte der Syrer geschwiegen. Der Mann ist wegen gemeinschaftlichen Totschlags angeklagt. Nach einem flüchtigen mutmaßlichen Mittäter wird nach wie vor gesucht. In der Folge des tödlichen Messerangriffs auf Daniel H. im letzten Jahr fanden rassistische Demonstrationen und Übergriffe statt. Laut ZDF sagte Alaa S., dass er nach einem Jahr Untersuchungshaft kaum noch an ein faires Urteil glaube. »Ich habe Angst vor jedem hier, ich habe Angst vor den Mitgefangenen, ich habe Angst vor den Beamten. Ich habe sogar Angst vor dem Gericht.«

Nach Angaben der Redaktion wurde das Interview auf Deutsch geführt. Es sei über »eine Freundin« vermittelt worden. Die Anwältin des Syrers wollte sich nicht dazu äußern. Das sächsische Justizministerium wusste nach Angaben eines Sprechers zunächst nichts von dem Interview. Der Staatsanwalt hatte am Montag in seinem Plädoyer zehn Jahre Haft wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung beantragt. Die Verteidigung und die Nebenklage sollen am Donnerstag plädieren. An dem Tag könnte auch schon das Urteil fallen. (dpa/jW)