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16.08.2019, 18:05:27 / Ausland

Deutscher seit zwei Jahren in türkischer Untersuchungshaft

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Istanbul. Ein 74 Jahre alter Deutscher bleibt auch nach zwei Jahren weiter in türkischer Untersuchungshaft. Am 20. August jährt sich der Tag, an dem Enver Altayli in Polizeigewahrsam genommen wurde, zum zweiten Mal. Altayli, der die deutsche und die türkische Staatsbürgerschaft hat, sitzt wegen Terrorvorwürfen im Hochsicherheitsgefängnis Sincan in Ankara ein. Es gebe immer noch keine Anklageschrift, also auch keine Hoffnung auf einen Prozess, sagte seine Tochter Zeynep Potente am Freitag gegenüber der Deutschen Presseagentur. Er sei weiter in Einzelhaft.

Altayli war 2017 in Antalya festgenommen worden, wo die Familie eine Ferienanlage betreibt. Dem Protokoll der Gerichtsverhandlung zur U-Haft zufolge wird er verdächtigt, für die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen Straftaten begangen zu haben. Die türkische Staatsführung macht Gülen für den Putschversuch von 2016 verantwortlich. Altayli, der vor Jahrzehnten auch für den türkischen Geheimdienst gearbeitet hat, weist die Vorwürfe zurück. Seine Familie sagt, er sei im Gefängnis, weil er sich öffentlich regierungskritisch geäußert habe. Potente kritisiert auch, dass bei den Anhörungen zur Haft die Aussagen ihres Vaters nie protokolliert worden seien. Die Termine seien außerdem so überraschend angesetzt worden, dass der Anwalt des Vaters nicht dabei sein konnte.

Sevim Dagdelen, stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, erklärte am Freitag: »Die Bundesregierung muss sich mit Nachdruck für die Freilassung der inhaftierten deutschen politischen Gefangenen in der Türkei einsetzen und darf Erdogans repressive Politik nicht weiter durch Rüstungsexporte unterstützen.« (dpa/jW)

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