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Online Extra
03.05.2019, 19:59:29 / Ausland

Regierungskrise in Portugal wegen des Streits um Lehrergehälter

Protest am 1. Mai in Lissabon
Protest am 1. Mai in Lissabon

Lissabon. Portugals sozialistische Minderheitsregierung von Ministerpräsident Antonio Costa steht angesichts eines Streits mit dem sie stützenden linken Bündnis über die Lehrergehälter vor einer schweren Krise. Bei einer Abstimmung zu dem Thema in einer Parlamentskommission unterstützten die nominellen Partner nicht Costa, sondern die konservative Opposition. Costa drohte daraufhin am Freitagabend mit seinem Rücktritt. Nach einer Krisensitzung des Kabinetts traf Costa am Nachmittag mit Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa zusammen, wie portugiesische Medien berichteten.

Eigentlich soll in Portugal erst am 6. Oktober ein neues Parlament gewählt werden. Vorausgegangen war am Donnerstag eine Abstimmung über die im Zuge der portugiesischen Krisenjahre eingefrorenen Gehaltserhöhungen der Lehrer des Landes. Laut dem Beschluss einer Parlamentskommission soll – entgegen Costas Linie – nun die gesamte Zeit, in denen die Löhne nicht angepasst worden waren, finanziell ausgeglichen werden; das wären insgesamt rund neuneinhalb Jahre. Die regierende sozialistische Partei PS wollte einen solchen Beschluss unbedingt verhindern. Die portugiesischen Lehrer hatten eine derartige Maßnahme mittels Streiks und Protesten gefordert. Die Regierung hatte vor der Abstimmung hingegen betont, ein solcher Beschluss würde den Haushalt mit bis zu 800 Millionen Euro belasten, weil in diesem Zuge auch Hunderttausende andere öffentliche Angestellte Ansprüche anmelden würden. Damit werde eine »Büchse der Pandora geöffnet«, hatte Finanzminister und Eurogruppenchef Mário Centeno nach Angaben der Zeitung Correio da Manhã gesagt.

Im Zuge der Wirtschafts- und Schuldenkrise vor fast zehn Jahren hatte Portugal einen drastischen Austeritätskurs eingeleitet. 2018 betrug das Haushaltsdefizit nur noch 0,5 Prozent – der niedrigste Wert sei 45 Jahren. Hinzu kommt eine günstige Konjunktur. Auch deshalb machten die Bürger zuletzt immer lauter ihrem Unmut Luft. Erst im April musste die Regierung wegen eines Streiks der Fahrer von Gefahrgut-Lastwagen den Energienotstand ausrufen. (dpa/jW)

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