Gegründet 1947 Donnerstag, 25. April 2024, Nr. 97
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 06.09.2018, Seite 10 / Feuilleton
Droste

Fäustlinge

Von Wiglaf Droste

Wie bescheiden wir geworden sind,

wie arm statt armselig uns der Reichtum gemacht hat!

Froh, die eigene Haut zu Markte tragen zu dürfen,

trotteln wir, zähen Zossen gleich, und kleben Schönheitspflaster

auf die Welt, die sich so oder so weiterdreht,

»Kratz mir den Rücken!« grunzt, bärenhaft,

und der wir egal sind, ohne jede Bedeutung.

Freude weitet das Grinsen­gericht unseres Feindes,

der uns, belgische Brauerei-pferde, frisst.

Uns schwach sehend, lacht er sich ins Fäustchen,

verspricht uns ein Häus-chen-chen, tscha-tscha-tscha

und Pustekuchen. Eine Faust? – Unvorhanden, und doch

verlangt es uns, im Sommer schon erkaltend, nach dem Fäustling.

(Ich nähme den zweiten von F. K. Waechter;

wollte jemand wissen warum, möge er in die Tonne schauen

des Diogenes.)

Mehr aus: Feuilleton