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Aus: Ausgabe vom 29.07.2013, Seite 12 / Feuilleton

Schalldämpfer (10)

Von Wiglaf Droste
Klaus schaltete das Autoradio ein; über Bohlen, die Aktion der Femen und uns gab es noch nichts, doch der Sprecher berichtete von einem Überfall auf eine Bundeswehrkaserne in Havelberg. Sechzehn Fahrzeuge der Bundeswehr seien teilweise erheblich beschädigt worden, ein Sachschaden von mindestens zehn Millionen Euro sei verursacht worden, es war die Rede von einer »noch nie da gewesenen Gewalt gegen die Bundeswehr«. Franz lachte. »Dann wird’s aber Zeit, oder?«, und Ralle ergänzte: »Was fahren die denn für Karren? Rolls-Royce?«

Man konnte das Gejabbel in den Morgenzeitungen schon ahnen: »Feige und hinterhältig« sei »der Anschlag« gewesen, und »menschenverachtend« sowieso; dabei hatten die Zerstörer von Kriegsgerät sich nur der Zeilen von Günter Eichs erinnert, deren zufolge man besser daran tue, als Sand im Getriebe der Welt zu knirschen, denn sie als Öl zu schmieren. Sie waren nicht nur organisierten Mordbuben in den Arm gefallen, gewissenlosen Maizèristen, sondern auch brüllend lauten Ohrenpestlern.

»Mich setzt du am besten am Hauptbahnhof Hannover«, sagte Vincent Klaus. »Ich gehe ein paar Tage kochen, und nächsten Sonntag sehen wir uns wieder.« Nikolaus schloß sich an, er fühlte sich inspirationsgesättigt und wollte malen. Franz würde sich mit Klaus nach Franken verdrücken, Ralle zog es an die irische Westküste, Jan und ich wollten ganz klassisch in Berlin untertauchen.


Ich hatte auch schon eine Idee: Wir beide würden in der Klapse verschwinden, in den Tiefen der Psychiatrie. Jan zierte sich reichlich, aber weil er kleiner ist als ich und es im Schwitzkasten nicht lange aushält, stimmte er schließlich zu.

»Und versucht doch bitte alle, etwas über diese Hauptsache-Medien-Torten mit den nackten Möpsen rauszukriegen«, mahnte Klaus, als er im hannöverschen Hauptbahnhof hielt, jenem tief humanen Gebäude, das jedermann erlaubt, diesen Irrtum von Stadt zu verlassen.u wird fortgesetzt

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