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Aus: Ausgabe vom 19.03.2013, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Kleines Land, große Probleme

Die Republik Zypern ist seit 2004 Mitglied der Europäischen Union und hat 2008 den Euro eingeführt. Das Land ist historisch, wirtschaftlich und kulturell stark mit Griechenland verbunden.

EU-Recht gilt (vorerst) nur im größeren Südteil der Insel im Mittelmeer. Im Norden liegt die Türkische Republik Nordzypern. Dieser Teil des vormaligen Gesamtstaates war 1974 nach einer militärischen Intervention des NATO-Mitglieds Türkei abgespalten worden – angeblich um die türkisch-sprechende Minderheit der Bevölkerung vor der griechisch-sprechenden Mehrheit zu schützen. Die Militäraktion war von Beginn an ohne völkerrechtliche Basis: Außer Ankara hat weltweit niemand diesen Teil der Insel als souveränen Staat anerkannt.

Mit einem Bruttoinlandsprodukt (Jahreswirtschaftsleistung; BIP) von 18 Milliarden Euro (2011) und 862000 Einwohnern ist Zypern eine der kleinsten Volkswirtschaften der Euro-Zone – vergleichbar etwa mit dem bundesdeutschen Saarland. Um den aufgeblähten Bankensektor des Landes zu stabilisieren, hatte Zyperns Regierung im Sommer 2012 um Hilfskredite im Volumen von etwa 17 Milliarden Euro gebeten – also fast die Summe einer Jahreswirtschaftsleistung.

Zypern hatte sich in den zurückliegenden Jahren als internationaler Bankensitz und als Niedrigsteuerland präsentiert. Dieses »Geschäftsmodell«, das manche als »Steueroase« oder »Schwarzgeld-Hort«, oder »Geldwäscheparadies« bezeichneten, hatte dem Bankensystem zunächst regen Zuspruch – vor allem von begüterten Russen und Briten – eingebracht.

Seit 2012 steckt das Land in einer Rezession – also einer Phase schrumpfender Wirtschaftsleistung. Die Arbeitslosigkeit steigt sprunghaft: Von 7,9 Prozent 2011 auf voraussichtlich über 13 Prozent im laufenden Jahr.

Im Laufe der Euro-Schuldenkrise haben sich die Probleme ständig verschärft. Vor allem seit dem faktischen Zusammenbruch der Wirtschaft des eng mit Zypern verflochtenen Griechenland. Zyprische Banken hatten sich stark mit Staatsanleihen Athens eingedeckt, doch spätestens seit dem von der Troika (Europäische Kommission, Internationaler Währungsfonds, Europäische Zentralbank) durchgesetzten Schuldenschnitt, stehen die Kreditinstitute der Insel vor dem Bankrott.

Um die Pleite – und damit das Scheitern des zyprischen Geschäftsmodells – zu verhindern, wurden die Geldhäuser vom Staat gestützt. Das brachte jedoch den Haushalt aus den Fugen und die Politiker immer stärker in Bedrängnis. Ende 2011 machte der gesamte Schuldenberg des Landes 71,1 Prozent des BIP aus – bis 2014 erwartet die EU-Kommission 97 Prozent. (dpa/jW)

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