Gegründet 1947 Mittwoch, 24. April 2024, Nr. 96
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Geschichtswissenschaft: Stand der Aufarbeitung: Verstörend vom 23.04.2021:

Bedrückende Erfahrung

Dazu ein Zitat aus einem Reisebericht von Mai 2015 von mir: »Fahrradtour auf dem ›Europaradweg R1‹«: »Meine Absicht ist, auf der Fahrt von Wiedenbrück nach Detmold die Gedenkstätte für das Kriegsgefangenenlager ›Stalag 326‹ bei Stuckenbrock-Senne zu besuchen. Man hat den Routenverlauf wohl mit Bedacht nicht direkt vor dem Tor zu Gedenkstätte vorbeigeführt; dadurch hat man es vermeiden können, das Lager auf den ›R1‹- Werbetafeln am Wegesrand erwähnen zu müssen. Statt dessen werden dort ein Dorfschulmuseum und ein ausgestelltes Stück ›Berliner Mauer‹ beworben. Das ›Stalag‹ befindet sich innerhalb des Geländes der Landespolizeischule NRW. Am Tor weist mich eine junge Polizistin in Zivil ab. Heute sei die Gedenkstätte leider nur von 10 bis 12 geöffnet gewesen, da ›ehrenamtlich betreut‹. Ich frage, ob man sich die Gedenkstätte denn wenigstens von außen ansehen könne. Das gehe leider nicht, da Polizeigebiet. Ich bedanke mich leicht verärgert. Zum Schluss mache ich draußen vor der Schranke noch ein Foto mit dem Schild ›Stalag 326‹. Jetzt ist aber was los! Fotografierverbot! Ein Polizeibully mit vier Mann prescht herbei. Bild löschen. Personenüberprüfung. Der Oberbulle hat zwei dicke Kabelbinder am Gürtel, die er wohl ab und zu mal gebraucht. Mir wird ganz anders. Die ganze Gegend atmet eine Art Belagerungszustand, die ganze Senne ist ja ein riesiges Militärgelände.« Meine Schlussfolgerung aus dieser bedrückenden Erfahrung mit diesem gescheiterten Besuch der Gedenkstätte: Egal, was es an schönen neuen Konzepten geben mag: Diese Gedenkstätte muss endlich frei zugänglich sein! Ich finde es völlig inakzeptabel, dass dieses Gelände in unseliger Tradition weiterhin von Militär oder Bereitschaftspolizei »verwaltet« wird. Es sieht so aus, als würden die sowjetischen Kriegsgefangenen dort heute noch »bewacht« werden.
Michael Luhn, Hamburg
Veröffentlicht in der jungen Welt am 27.04.2021.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Keine Geschichtsrevision, kein Vergessen!

    Ich bin unbedingt deiner Meinung, dass das Gedenken an das Stalag 326 und den heutigen Friedhof in Stukenbrock ein antifaschistisches sein muss. Gestern, heute und morgen. Deshalb ist die Unterstütz...
    Gerd Detering