Leserbrief zum Artikel Corona: Souffleure des gerechten Kriegs
vom 23.04.2021:
Vom Gebrauchswert der jW
Ausnahmsweise erlaube ich mir, eine kleine selbsterlebte Geschichte als Leserbrief einzureichen: Auf dem Weg zu einer Kundgebung, mit der Deserteure des Zweiten Weltkrieges geehrt werden sollten, las ich den oben genannten Artikel mit dem Zola-Text. Kurz danach sah ich den Leiter der Kundgebung. Er fragte mich, ob ich nicht wieder zur Einleitung der Veranstaltung einen literarischen Text vorlesen wollte. Ich sagte, ich hätte zwar nichts vorbereitet, hätte mir aber schon bei der Lektüre des Zola-Textes gedacht, dieser sei zum Vorlesen geeignet. So überraschte ich mehr mich als die coronabedingt überschaubare kleine Schar der Kundgebungsteilnehmer mit der Geschichte von der Erfindung der »humanitären Interventionen« durch den Riesen Sidoine (»stark wie eine Armee, aber dumm wie Brot«) durch Einflüsterung des »zynischen Knirpses Médéric« (»nicht größer als ein junger Salatkopf, aber mit dem Esprit von 40 erwachsenen Menschen«). Ich hatte den Eindruck, dass der Text die Aufmerksamkeit gefunden hat, die er verdient.
Dr. Lothar Zieske (Hamburg)
Dr. Lothar Zieske (Hamburg)