Leserbrief zum Artikel Aus Leserbriefen an die Redaktion
vom 17.04.2021:
Zur Diskussion über Sahra Wagenknecht
Kommentar jW:
Hier ist der Leserbrief von Hans-Joachim Patzelt:
Als regelmäßiger und sehr interessierter Leser der jungen welt bin ich über Ulla Jelpkes kritische Einschätzung des Buches »Die Selbstgerechten« von Sahra Wagenknecht einigermaßen irritiert. Der Artikel macht leider sichtbar, was sich eine glaubwürdige Linke für eine Verständigung nicht leisten sollte. Beide der namentlich Genannten schätze ich sehr. Ulla Jelpke wegen ihrer klaren und mutigen Haltung im Bundestag und ihrer erhellenden Beiträge in Ihrer Zeitung, Sahra Wagenknecht deshalb, weil sie es immer wieder schafft, linke Selbstverständnisse in der breiten Bevölkerung eindrucksvoll zu vermitteln. Natürlich kann man unterschiedlicher Auffassung sein, welchen Stellenwert Identitätspolitik hat. Darüber, wie die sogenannten »Identitären« der Rechten diesen Begriff missbrauchen, muss man nicht diskutieren. Dass es innerhalb der Linken und mit Sahra Wagenknecht unüberbrückbare unterschiedliche Auffassungen wie über die AfD, über Antifaschismus, Antikapitalismus oder die soziale Frage, über Bewegungen wie »Me too« oder »Black Lives Matter« oder »Fridays for Future« geben soll, wie es Ulla Jelpke darstellt, ist mir so nicht nachvollziehbar. Allerdings sind identitäre Verengungen auch in der Linken für ein breiteres Verständnis nicht gerade förderlich, wie ich dies als Stadtrat in Nürnberg selbst erlebte. Natürlich darf es, um glaubwürdig zu sein, in grundsätzlichen Fragen wie u. a. dem Friedensanliegen keine faulen Kompromisse geben. Ist das »Gegenprogramm für Gemeinsinn und Zusammenhalt« von Sahra Wagenknecht wirklich nur ein linkskonservatives, wie sie es selbst bezeichnet? Dies sollte solidarisch diskutiert werden.