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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Aus Leserbriefen an die Redaktion vom 17.04.2021:

Zur Diskussion über Sahra Wagenknecht

Es geht mir, aber auch meinen bekannten Mitlesern der jW, um die Auswahl der sicherlich zahlreichen Leserbriefe am Beispiel der kritischen Beurteilung des Buches »Die Selbstgerechten« von Sahra Wagenknecht durch Ulla Jelpke. Sie hatten diesem Beitrag am 10./11. April 2021 auf Seite 8 ungewöhnlich viel Platz eingeräumt. Eine Woche danach haben Sie vier Leserbriefe veröffentlicht. Diese vier Leserbriefe zeichnen sich vor allem durch ein begründetes Pro und Kontra aus. Nichts Neues in der Linken. So verdienstvoll es ist, diese Kontroversen sichtbar zu machen, reicht dies, nicht nur mir, jedenfalls nicht aus. Wäre es darüber hinaus nicht sinnvoll, eine Diskussion anzuregen, wie man die scheinbar unüberbrückbaren Auffassungen und auch Unterstellungen durch eine offene und solidarische Diskussion überwinden könnte? Dies wollte ich mit meinem Leserbrief zum Ausdruck bringen, den Sie leider nicht gebracht haben, schade. So versuche ich es noch einmal mit einem aktualisierten Leserbrief, in dem ich auf dies allgemeine Anliegen hinweise und zeitnah Bezug nehme. Ich wäre Ihnen auch im Namen meiner Bekannten dankbar, die wie ich die jW mit großem Interesse lesen, wenn Sie diese Gedanken veröffentlichen könnten.
Hans-Joachim Patzelt, Nürnberg

Kommentar jW:

Hier ist der Leserbrief von Hans-Joachim Patzelt:

Als regelmäßiger und sehr interessierter Leser der jungen welt bin ich über Ulla Jelpkes kritische Einschätzung des Buches »Die Selbstgerechten« von Sahra Wagenknecht einigermaßen irritiert. Der Artikel macht leider sichtbar, was sich eine glaubwürdige Linke für eine Verständigung nicht leisten sollte. Beide der namentlich Genannten schätze ich sehr. Ulla Jelpke wegen ihrer klaren und mutigen Haltung im Bundestag und ihrer erhellenden Beiträge in Ihrer Zeitung, Sahra Wagenknecht deshalb, weil sie es immer wieder schafft, linke Selbstverständnisse in der breiten Bevölkerung eindrucksvoll zu vermitteln. Natürlich kann man unterschiedlicher Auffassung sein, welchen Stellenwert Identitätspolitik hat. Darüber, wie die sogenannten »Identitären« der Rechten diesen Begriff missbrauchen, muss man nicht diskutieren. Dass es innerhalb der Linken und mit Sahra Wagenknecht unüberbrückbare unterschiedliche Auffassungen wie über die AfD, über Antifaschismus, Antikapitalismus oder die soziale Frage, über Bewegungen wie »Me too« oder »Black Lives Matter« oder »Fridays for Future« geben soll, wie es Ulla Jelpke darstellt, ist mir so nicht nachvollziehbar. Allerdings sind identitäre Verengungen auch in der Linken für ein breiteres Verständnis nicht gerade förderlich, wie ich dies als Stadtrat in Nürnberg selbst erlebte. Natürlich darf es, um glaubwürdig zu sein, in grundsätzlichen Fragen wie u. a. dem Friedensanliegen keine faulen Kompromisse geben. Ist das »Gegenprogramm für Gemeinsinn und Zusammenhalt« von Sahra Wagenknecht wirklich nur ein linkskonservatives, wie sie es selbst bezeichnet? Dies sollte solidarisch diskutiert werden.

Veröffentlicht in der jungen Welt am 22.04.2021.