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Leserbrief zum Artikel Unblock Cuba!: Gemeinsam gegen die Blockade vom 17.04.2021:

Woher die Feindschaft rührt

Interventionen der USA haben eine lange, grausame Geschichte. Der ehemalige US-Präsident Woodrow Wilson sagte im Oktober 1913 brutal offen: »Ich will die südamerikanischen Republiken lehren, sich brave Leute zu wählen.« Das haben die USA mehr als 100 Jahre lang blutigst getan – mit ungezählten Opfern. Wirtschaftsblockaden, Sanktionen, politische Erpressung, ideologischer Krieg, Hass, Hetze, Attentate, Mord, militärische Invasionen, Bürgerkriege gehören bis heute sicht- und spürbar zum Freiheitsverständnis der USA und ihrer Vasallen. Es gab Not, Leid und Zerstörung, die Opfer sind in Millionen zu zählen. Jede jugendliche Vernunft und jeder Verstand könnte fragen, wie dieser kleine, ökonomisch bis militärisch unvergleichbare Inselstaat den USA je eine Gefahr sein konnte, warum er ihnen solches Unbehagen bereitet. Fidel Castro gebührt sicher bis heute der Ruhm, mehr Mordanschläge der CIA überlebt zu haben als andere – einschließlich eines Nawalny, der als Freiheitsheld gilt. Am 17. April 1961 versuchte eine Söldnertruppe der CIA, über die berühmte Schweinebucht (Bahia de Chochinos) in Kuba zu intervenieren, in weniger als 70 Stunden wurde sie zurückgeschlagen. Welchem Land wurde mehr Schaden zugefügt, welchem Volk damit mehr Entbehrung aufgezwungen als den Kubanern mit den 60 Jahren Blockade, um die sozialistische Entwicklung zu verhindern? Was sind dagegen alle Krisen, einschließlich Corona, worüber die Reichsten klagen? Was macht das Geheimnis des sozialistischen Kubas aus? 60 Jahre Blockade, gegen Beschlüsse der UNO zur Aufhebung der Unmenschlichkeit, und es war dennoch nicht in die Knie zu zwingen. Die ganze westliche Welt einschließlich der USA gibt vor, für die Menschenrechte Kriege führen zu müssen. Afghanistan wäre der jüngste Kriegserfolg, Ukraine soll ein weiterer werden, vielleicht gibt es noch mehr … Aber welche Kriege haben wo jemals Menschenrechte erbombt? Das kubanische Volk weiß, was Kapitalismus vermag, hat ihn vor der eigenen Haustür, kennt die Perspektive einer »Befreiung« durch die USA. Die Geschichte Lateinamerikas, des Nahen Ostens und mehr lügt und trügt nicht. Daher rührt die erbitterte Feindschaft gegen Kuba. Es darf kein Beispiel für eine andere, menschliche, sozialere Gesellschaft geben, ob Kuba oder die DDR. Uns war und bleibt Kuba immer ein Land und Volk unserer Solidarität: Hände weg von Kuba – wir Älteren kennen das, seit Kuba in den 60ern bedroht wurde. Legendär ist die solidarische Hilfe Kubas für andere Völker, die rührende Zeugnisse ablegt in aller Welt. Bezeichnend die erste Handlung des vereinten Deutschland, das sich als Menschenrechtsstaat gibt, aber 1991 das Abkommen mit Kuba zur Lieferung von Milchpulver kündigte. Kraft, Stärke, Überlebensfähigkeit Kubas erklären sich aus: Es hatte von Jose Marti bis zum Che und Fidel Castro beispielhafte Revolutionären, es bleibt sich aus der Geschichte zahlloser Beispiele US-gesteuerter Marionetten in vielen Ländern bewusst, es verfügt über eine kommunistische Partei und Führung, die nie fremdem oder inländischem Ausbeuterkapital freie Hand gelassen haben wie in so vielen anderen Ländern – und genau diese »Diktatur«, eine Diktatur gegen Kapital, Krise, Krieg und Ausbeutung, ist den USA der Dorn im Auge. Ohne diese Diktatur wäre Kuba längst einer unter vielen von sozialem Elend, Not, Bürgerkrieg zerrütteten Staaten. Noch etwas ist zu sagen: Die USA und die restliche westliche Welt geben vor, nur wegen Menschenrechten, Freiheit und Demokratie die Welt befreien zu wollen, ihre neue Weltordnung zu errichten. Es stört sie nicht, wenn Völker unter Blockaden und ihren Befreiungen nur Leiden, Zerstörung, Hunger, Not, Flucht und Vertreibung erfahren. Kuba ist kein sozialistisches Paradies, wer will oder glaubt überhaupt an ein Paradies? So schlecht das Land hier geredet wird, nichts kann über das Menschliche, Soziale, Solidarische über die wirklichen und wahren Menschenrechte in diesem Lande hinwegtäuschen. Freund wie Feind kamen nie umhin, das anzuerkennen. Wem, wenn nicht dem, muss auch weiterhin unsere Solidarität gelten? Jetzt und heute mehr denn je.
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 20.04.2021.