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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Spanische Geschichte: Als die Menschen »¡Basta!« sagten vom 14.04.2021:

Gescheiterte Revolution?

Der Autor schreibt über »eine gescheiterte Revolution«. Eine Revolution kann nur dann scheitern, wenn sie begonnen wurde und irgendwelche Ursachen zur Niederlage führten. Aber: In Spanien gab es 1936 bis 1939 keine Revolution. Revolutionäre Akte wie Übernahme der Produktion der Betriebe oder Enteignung des Bodens und die Übergabe an die armen und landlosen Bauern, also die radikale Veränderung bisheriger Eigentumsverhältnisse, bewirken eine Revolution, die sich darüber hinaus machtpolitisch schützen muss. Aber was tat die republikanische Regierung, in der auch Kommunisten und Anarchisten vertreten waren? Die Volksfrontpolitik war es, die die soziale Revolution abwürgte. Die Volksfrontpolitik à la Georgi Dimitroff und Kommunistischer Internationale (KI) glaubte an den Mythos von einer »guten« Bourgeoisie und dem »bösen« Finanzkapital. Nach dem Franco-Putsch unternahm z. B. der Rat der antifaschistischen Milizen die Kontrolle über die Produktion und Distribution. Jedoch wurden seine Maßnahmen von der republikanischen Regierung wieder rückgängig gemacht, ja sie sagte den weiteren Bestand des Privateigentums zu. So wurde auch der einflussreiche Rat in Aragón durch eine kommunistisch geführte Division aufgelöst. Farce oder Tragödie? Wie lässt sich das erklären? Eine Erklärung ist die den spanischen Verhältnissen nicht entsprechende Volksfrontpolitik der KI. Die Kommunistische Partei Spaniens glänzte hier nicht besonders: Das Privateigentum wurde nicht angetastet, was Mitgliedern der KP Spaniens entgegenkam, wenn man bedenkt, dass diese weniger aus Arbeitern bestand, sondern sich mehrheitlich aus dem Kleinbürgertum, Mittelstand und Beamten zusammensetzte. Das kann man keine solide Basis nennen, um in Spanien eine Revolution, dazu eine soziale, in Gang zu setzen. Auch weigerten sich die Kommunisten und die bürgerlichen Republikaner, Spanisch-Marokko in die Unabhängigkeit zu entlassen, das hätte Frankreich geärgert, ein Land, das sich an dieser schändlichen einmischenden Nichteinmischung beteiligte.
Joán Ujházy