Gegründet 1947 Sa. / So., 20. / 21. April 2024, Nr. 93
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Coronapandemie in der BRD: Störfaktor Föderalismus vom 09.04.2021:

Luft nach oben

Der niedersächsische Ministerpräsident Weil hält in der Tat nichts von einem »Hauruck-Lockdown«, auch wenn die Ansteckungszahlen in Niedersachsen und bundesweit ansteigen. Für Menschen, die sich mit dem Virus infizieren oder gar auf Intensivstationen nach Luft ringen, wird es nicht tröstlich sein, dass Weil in einem Interview der Sendung »Hallo Niedersachsen« behauptete, bei Beatmungsplätzen (!) sei noch »Luft nach oben«. Ob er sich seines Zynismus wohl im klaren war? Schließlich möchte doch niemand erst in eine solche Situation geraten. Die Pandemiebekämpfung scheint für den Ministerpräsidenten vor allem eine Frage von Krankenhauskapazitäten. Sollten diese erhöht werden können, dann wäre er, nimmt man seine Äußerungen ernst, bereit, noch mehr Infektionen und damit weitere schwere Verläufe zu riskieren, solange Impfstoff und Testmöglichkeiten nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind. So wird auch der Titel des junge Welt-Beitrags, »Störfaktor Föderalismus«, der Sache nicht gerecht. Der Föderalismus als solcher stört nicht die politischen Interessen, denn der Bund hätte schon längst die Initiative an sich reißen können. Dass weder Bund noch Länder bisher einschneidende Maßnahmen gegen die Pandemie unternommen haben, ist dem Druck der Wirtschaftsinteressen geschuldet. Insoweit ist das Hin und Her der Ministerpräsidenten eher fahrlässig gegenüber der Gesundheit der Menschen und überhaupt unsolidarisch zu nennen. Es spielt Coronaleugnern wie auch einem Teil der Medien, die beflissentlich kleinere Demos dieser sogenannten Querdenker instrumentalisieren und zur Mehrheitsmeinung stilisieren, in die Hände.
Götz Holstein