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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Neue Restriktionen: Durchhalteparolen in Paris vom 06.04.2021:

Ohne Schwarzmalerei

Wenn in obigem Artikel auch vieles richtig geschildert ist, so einfach stellt sich die Sache mit Herrn Macron und den Coronamaßnahmen nicht dar. Vorab gesagt, ich erlebe nun schon mehr oder weniger unfreiwillig mein zweites »Confinement« in Frankreich und bekomme demzufolge die Nachrichten vor Ort regelmäßig mit. Präsident Macron trifft zwar die letzte Entscheidung, bevor über die Maßnahmen in der Nationalversammlung abgestimmt (!) wird, aber die Regierung wird beraten von einem »Conseil Scientifique«, dem wissenschaftlichen Rat, zu dem nicht nur ausgesuchte Virologen und Intensivmediziner gehören, sondern Wissenschaftler aus allen von der Krise betroffenen Bereichen wie Biologen, Soziologen, Psychologen, Statistiker und Ökonomen. Der Premierminister übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit durch eine meist wöchentliche Pressekonferenz. Die Auseinandersetzungen in der Nationalversammlung sind hart, die Opposition bemängelt den »Präsidialstil«, aber sie sind wenigstens so konsequent und stimmen dagegen oder boykottieren die Abstimmung.
Selbstredend sehen Mediziner in erster Linie die Erkrankten und die Belegung der Krankenhäuser. Im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte stehen aber auch die jungen Leute. Aufgrund von verbreitetem Schulversagen und dem Auftreten von Depressionen bei jungen Leuten durch das erste strenge »Confinement« im Frühjahr 2020 hat Frankreich seine Schulen seit den letzten Sommerferien nicht mehr geschlossen. Ich denke, das ist der Regierung hoch anzurechnen. Jetzt ab Mitte April hätte es ohnehin Ferien gegeben, so dass die Schüler durch die neue Ausgangssperre nur eine Woche verlieren.
Zu erwähnen ist auch, dass Präsident Macron schon im Herbst den öffentlichen Fernsehsendern klargemacht hat, die Bevölkerung nicht noch zusätzlich in Panik zu versetzen. Es gibt außer einem täglichen Bericht in den Nachrichten keine ständigen Sondersendungen und Talkshows zu Corona, und eine Person wie z. B. Herr Lauterbach, der ständig schwarzmalt, ist weit und breit nicht zu finden. Wenn man von Inzidenzzahlen spricht, muss man auch, um überhaupt korrekt vergleichen zu können, davon sprechen, wieviel in einem Land getestet wird. In Frankreich testet man zwei- bis dreimal mehr als in Deutschland. Was bedeutet das wohl umgerechnet? Bleibt die Überlastung der Krankenhäuser. Den Abbau von Betten sowie Privatisierungen hatten schon die beiden Vorgängerregierungen betrieben – nach EU-Vorgaben.
Sigrid Krings
Veröffentlicht in der jungen Welt am 08.04.2021.