Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Gegründet 1947 Donnerstag, 28. März 2024, Nr. 75
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben
Jetzt zwei Wochen gratis testen. Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Jetzt zwei Wochen gratis testen.

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Kommentar: Strategischer Schritt vom 29.03.2021:

Elegant gelogen

Es ist ein bisschen in Vergessenheit geraten, warum der französische Kaiser Napoleon I. 1812 nach Moskau marschierte: Russland wollte sich dem »kontinentalen«, von Frankreich durchgesetzten Handels- und Finanzboykott gegenüber Großbritannien nicht anschließen. Das kostete es erst mal seine Hauptstadt, die unter französischer Besatzung in Flammen aufging – aber 1814 dann Napoleon I. den Thron. Daran sollte man in den USA denken, bevor man übereilte Entscheidungen gegen die beiden bzw. drei Staaten trifft. Zweifellos werden solche Abkommen zwischen Moskau und Beijing einerseits, Teheran andererseits von Washington mit zähneknirschender Wut beobachtet – quer über alle politischen Lager hinweg. Doch wenn der Westen Afghanistan nun »aufgibt« (es hat ihm nie gehört), also räumen muss, wäre sogar der Weg frei für den Ausbau einer Landverbindung per Straße, Bahn oder Pipeline von Iran durch Nordafghanistan zur chinesischen autonomen Provinz Xinjiang-Uigur. Gegenüber dem Landweg sind aber die US-Flotten östlich, südlich und westlich von Asien »drucklos«. Darum geht es im Grunde ja bei der »neuen Seidenstraße«. Jetzt fahren die Tanker mit iranischem Öl vor dem Bug der US-Kriegsschiffe im Persischen Golf vorbei nach Osten … Darum nun der Propagandafeldzug gegen China »wegen der Unterdrückung der uigurischen Minderheit«. Dass es dabei um nicht um »die Uiguren«, sondern um die geistigen Väter und jugendlichen Ausführenden islamistischer Massaker an Han-Chinesen geht, also einfach um Terrorismus, wird elegant weggelogen.
Volker Wirth, Berlin
Veröffentlicht in der jungen Welt am 31.03.2021.