Leserbrief zum Artikel Tierindustrie: »Die Tierwirtschaft hat Auswirkungen auf das Klima«
vom 18.03.2021:
Vergessenes Leid
Am Karfreitag sind die Frauen von »Ich auch« vor dem Schloss Bellevue, um an die unzähligen ermordeten Tiere zu erinnern und an den Bundespräsidenten zu appellieren, von seiner Macht des Wortes Gebrauch zu machen und somit dazu beizutragen, das Verbrechen an den Tieren und damit an der Umwelt und auch an den Menschen zu beenden. Die Worte und Handlungen der Politiker in der Coronakrise sind unglaubwürdig, heuchlerisch und zynisch, solange die Ursachen von Corona nicht thematisiert werden und die sogenannte wissenschaftsbasierte Politik die desaströsen Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft einfach ignoriert. Denn da, wo es reale Handlungsmöglichkeiten gibt, um Menschenleben zu retten, ja um das Überleben auf der Erde überhaupt weiterhin zu ermöglichen, wird nur halbherzig oder gar nichts getan. Im Gegenteil: Die fatale Entwicklung wird befördert durch das andauernde Wachstums- und Profitdenken. Insofern ist auch die Geste des Bundespräsidenten, ein Licht ins Fenster zu stellen, unaufrichtig. Frank Walter Steinmeier möchte mit seiner Initiative »Lichtfenster« der Coronatoten gedenken und täuscht dabei über soviel Leid hinweg, das die Menschen selbst verursachen und die Politiker, die in der Verantwortung stehen, mitverschulden.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 31.03.2021.