Leserbrief zum Artikel Geschichte Bangladesch: Bengalischer Flächenbrand
vom 25.03.2021:
Gute Beziehungen
Thomas Berger gebührt der Dank für die akribische Darlegung der turbulenten Ereignisse am Golf von Bengalen vor 50 Jahren. Ergänzend dazu sei vermerkt, dass die DDR den nationalen Befreiungskampf in Ostpakistan gegen die westpakistanische Bevormundung mit solidarischer Verbundenheit begleitet und die Volksrepublik Bangladesch nach Indien und Bhutan als drittes Land diplomatisch anerkannt hat. Wenige Wochen nach der Gründung des unabhängigen Staates landete eine Interflug-Maschine in Bangladesch mit Hilfsgütern und nahm auf dem Rückflug 26 schwerverwundete Freiheitskämpfer (Mukti-Bahinis) zur Behandlung in der DDR auf. Anfang August 1975 äußerte Ministerpräsident Mujibur Rahman den Wunsch, die DDR zu besuchen. Am 13. August wurde dem Staatssekretär im Außenministerium Bangladeschs mitgeteilt, dass er in Berlin willkommen sei. In der Nacht vom 14. zum 15. August wurden er und seine gesamte Familie (außer seiner Tochter) bekanntlich brutal ermordet. Dennoch wurden auch danach die Beziehungen zwischen unseren Staaten auf einer vertrauensvollen Grundlage fortgeführt. Das kam nicht zuletzt in durchaus sensiblen Bereichen zum Ausdruck. Die Staatsdruckerei Leipzig übernahm die Herstellung der Reise- und Diplomatenpässe des jungen Staates, später kamen Briefmarken und Münzen dazu. Das Ministerium der Finanzen der DDR sowie das Ministerium des Innern und die Post der Volksrepublik Bangladeschs wickelten diese Aufgaben zur beiderseitigen Zufriedenheit ab. Fernerhin bestand seit 1973 eine wöchentliche Flugverbindung von Berlin nach Hanoi, die über Dhaka führte. Die Überseeschiffe der Deutschen Seerederei der DDR liefen regelmäßig die Hafenstadt Chittagong an.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 30.03.2021.