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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Jubiläum von Arbeiterorganisation: Vereint im Arbeitskampf vom 19.03.2021:

Arbeitskrampf statt Arbeitskampf

Wer glaubt, dass Verdi ein Erfolgsmodell sei, der irrt. Allein der Verlust von einer Million Mitglieder in den letzten 20 Jahren gibt darüber ein beredtes Zeugnis. Kurz vor der Fusion waren es nur noch eine Hand voll linker Gewerkschaftssekretäre und Funktionäre, die sich dem entgegengestellt haben. Aber Freibier und Rotwein haben auf dem Gründungskongress alle Bedenken der Delegierten hinweggespült. Es wurde ein lebloses Konstrukt geschaffen, dem jegliche Geschichte fehlt und dem man sich demzufolge nicht emotional verbunden fühlen kann. Bedenkt man unter anderem, dass die IG Medien aus der »alten« Gewerkschaft Druck und Papier kam und auf eine mehr als 100jährige Geschichte zurückblicken konnte, einschließlich des Kampfes um die 35-Stunden-Woche in den 1980er Jahren, alles politisch fundiert und mit den Mitgliedern in den gewerkschaftseigenen Bildungsstätten diskutiert, so sind heute die Bildungsstätten in Heidenrod-Springe und Lage-Hörste geschlossen, und stattdessen verkündet ein Mitglied des Bundesvorstands zwischen Frühstücks- und Mittagspause mit einer Pressemeldung, wie denn die Tarifforderung für das nächste Jahr aussehen könnte. Partizipation ist nicht mehr gefragt. Nur in den wenigsten Betrieben gibt es noch einen Vertrauensleutekörper, Mitgliederversammlungen und Schulungsmaßnahmen. Die Mitgliederbeiträge fließen eher in Prachtbauten wie am Paula-Thiede-Ufer in Berlin und einen aufgeblähten Bundesvorstand als in die Arbeit vor Ort. Vermutlich erledigt sich das Thema aber von selbst. Auf dem übernächsten Gewerkschaftstag im Jahr 2026 steht die Fusion von IG Metall und Verdi unter Abschaffung des DGB, den man auch schon lange nicht mehr braucht, an. Dann muss die Arbeiterklasse ihre Forderungen wieder auf die Straße bringen und wird nicht durch einen unpolitischen Apparat domestiziert.
Peter Balluff, Vöhl