Leserbrief zum Artikel Zu Lust und Risiken des Kapitalverkehrs: Warnung vor Inflation
vom 27.02.2021:
Rohstoffpreise und Zentralbankgeld
Lucas Zeise (jW vom 27.2.21) warnt vor Inflation, Simon Zeise (jW vom 24.2.21) verweist auf stark steigende Rohstoffpreise. Doch bitte nicht »zetern«, beruhigt man die Leser, ohne »großen Konjunkturaufschwung« werde es »weder höhere Zinsen noch Inflation geben«. Wenn aber Rohstoffpreise trotz des Wirtschaftseinbruchs »auf den höchsten Stand seit 10 Jahren« klettern, dann können Preise auch ohne großen Konjunkturaufschwung explodieren. Gründe dafür existieren bereits und verstärken sich: Die Notenbanken kaufen Anleihen und vergeben Kredite an Banken in unvorstellbarer Größenordnung. Folge ist die Explosion der Zentralbankgeldmenge, die um so heftiger die Geldzirkulation flutet, je stärker das Vertrauen in die Notenbank verloren geht, weil große Finanzmarktakteure sie mehr und mehr als »Bad Bank« einstufen. Ist der öffentliche Kredit erschüttert, dann auch das Vertrauen in die Banknoten. Ein Übermaß an Zentralbankgeld birgt – wie Marx es ausdrückte (MEW 23/142) – die »Gefahr der allgemeinen Diskreditierung«, die bis hin zur Währungsreform reichen kann. Die Rohstoffpreisinflation kündigt »Die große Flut« (jW vom 23.6.20) bereits an.