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Leserbrief zum Artikel Planwirtschaft: Der Plan: Selbst bestimmen vom 08.02.2021:

Offener Lernprozess

Der Artikel von Alfred Müller enthält viele interessante Gedanken, die weiter diskutiert werden sollten. Der geforderte Systemwechsel durch die Abschaffung des Privateigentums an den Produktionsmitteln ist unabdingbare Voraussetzung für eine Gesellschaft, in der entsprechend des Bedarfs Gebrauchswerte in der erforderlichen Qualität und Menge in einem planmäßigen Prozess produziert werden und nicht mehr die Produktion von Mehrwert alles bestimmt. Der Bedarf wird zur Sollgröße der wirtschaftlichen Tätigkeit. Die Befriedigung des Bedarfs an Gebrauchswerten ist Gegenstand des Planungsprozesse. Unzureichend fundierte Planvorgaben oder gar Planänderungen für einen Betrieb haben wegen der engen Verflechtung der Produzenten als Zulieferer und Konsumenten weitreichende Auswirkungen über viele vor- und nachgelagerte Stufen des arbeitsteiligen Produktionsprozesses der gesamten Gesellschaft. Daraus ergibt sich ein relativ enger Rahmen für Entscheidungsspielräume hinsichtlich der Planvorgaben.
Die Planung der wirtschaftlichen Tätigkeit ist ein komplexes Thema, eine eigenes wissenschaftliches Gebiet, wenn sie in der erforderlichen Qualität erfolgen soll, egal ob innerhalb eines Betriebs oder größerer Bereiche, ob für kurz- oder langfristige Zeiträume. Sie erfordert das Zusammenwirken von Spezialisten mit dem Fachwissen zum zu produzierenden Erzeugnis, zu Verflechtungen mit Zulieferern und Verbrauchern ebenso wie von Fachleuten der wirtschaftlichen Rechnungsführung und Bilanzierung sowie von Kenntnisträgern zu den Gebieten Modellierung, Optimierung und Programmierung.
Inwieweit Planvorgaben, die diesen qualitativen Anforderungen genügen, durch einen »basisdemokratisch abgestimmten Koordinationsprozess der Wirtschaftsbeziehungen« oder gar »mit Hilfe rotierender Verfahren jederzeit geändert und damit den sich verändernden Bedingungen angepasst werden« können, ist ein interessanter Diskussionspunkt. Sicher müssen Planvorgaben transparent und nachvollziehbar gestaltet werden, sicher müssen Planvorgaben den im Produktionsprozess Arbeitenden verständlich sein, damit sie wissen, warum was wie und wann zu produzieren ist, sicher müssen Planvorgaben sich verändernden Bedingungen angepasst werden. Wie dies jedoch in einem basisdemokratischer Koordinationsprozess möglich und sinnvoll werden kann, wird sich wohl erst in einem längeren, ergebnisoffenen Lernprozess erweisen. Auf jeden Fall sollten die vielfältigen positiven wie auch negativen Erfahrungen, die bei der Planung und Steuerung der Wirtschaft in der DDR, in China und anderen Staaten gesammelt wurden, Eingang in die Diskussion finden.
Maren Bolemant, Berlin
Veröffentlicht in der jungen Welt am 18.02.2021.
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