Gegründet 1947 Dienstag, 23. April 2024, Nr. 95
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel UN-Vertrag für Atomwaffenverbot: Berlin beharrt auf Bombe vom 22.01.2021:

Regierung in Erklärungsnot

Die Weigerung der BRD-Regierung, dem UN-Vertrag für ein Atomwaffenverbot (AVV) beizutreten, empört mich. Als Kind habe ich die Grauen des Zweiten Weltkrieges erlebt und bin dem Bombenterror nur knapp entronnen. Jetzt muss ich feststellen, dass die eigentlich auf Gefahrenabwehr verpflichtete Regierung an der nuklearen Teilhabe und dem möglichen Ersteinsatz von Atombomben festhält. Die Chance, uns von der Geißel einer immer wahrscheinlicher werdenden atomaren Selbstvernichtung zu befreien, soll nicht genutzt werden. Dabei gehört die BRD zu den 191 Staaten, die den Atomwaffensperrvertrag bzw. den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NVV) vom 1. Juli 1968 unterschrieben haben. Mit dem Beitritt zum NVV hat sich die BRD u. a. dazu verpflichtet, vollständig nuklear abzurüsten. 122 Staaten haben angesichts der steigenden Gefahr eines neuen Weltkrieges mit der nuklearen Abrüstung ernst gemacht und im Jahr 2017 den Entwurf eines Atomwaffenverbotsantrages (AVV) ausgearbeitet. 86 Staaten haben ihn inzwischen unterschrieben und 51 uneingeschränkt im Parlament ratifiziert. Nun ist der AVV in Kraft getreten. Er stellt nach der Ausarbeitung der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages vom 19. Januar 2021 mit seinen konkreten Abrüstungsverpflichtungen die rechtliche »Fortschreibung« des NVV dar und delegitimiert die Strategie der nuklearen Abschreckung. Die vom Auswärtigen Amt vertretene Position, dass der NVV das wirksamere Instrument sei, ist nach dieser Expertise nicht mehr haltbar. Die Frage stellt sich, warum die BRD der selbst eingegangenen Verpflichtung zur nuklearen Abrüstung nicht nachkommen will. Ein evtl. abzuschreckender Gegner ist nicht in Sicht. Es bräuchte nur auf die von Russland wiederholt und zuletzt dem neuen US-Präsidenten Joseph Biden angebotenen Verhandlungen über Abrüstung eingegangen zu werden. Dass von seiten der BRD daran kein Interesse besteht, liegt vielleicht auch daran, dass Deutschland mit einer militärisch gestärkten EU und eigenen Atomwaffen mehr »Verantwortung« in der Welt übernehmen möchte. Dafür spricht die unter www.atomreaktor-wannsee-dichtmachen.de abrufbare Analyse, die ein Bündnis Berliner und Potsdamer Bürger mit der Presseerklärung vom 1. Dezember 2020 unter dem Stichwort: »Atomwaffenforschung in Berlin? Chronik mit Hintergründen« veröffentlicht hat. Fazit der Chronik über das, was keiner geahnt und gewusst haben durfte: »Deutschland strebt seit seiner Gründung die Entwicklung und die Herstellung von Atomwaffen an.« Wie einst wird heute Russland als Feindbild gesellschaftlich aufgebaut und dämonisiert. Höchste Zeit für eine ernst machende Friedensbewegung!
Dietrich Antelmann

Kommentar jW:

Dazu schrieb Leserin Heike H. aus Potsdam:

Als einstige stolze Teilnehmerin an Russisch-Olympiaden, Freundschaftsabenden und tollen Diavorträgen im Leipziger Haus der deutsch-sowjetischen Freundschaft (DSF) über den Kaukasus, die Krim, begeistert von der dortigen Usbekischen Teestube, kann ich Herrn Antelmann nur beipflichten, wenn er die Feindseligkeit gegenüber Russland anprangert. Unsere Ansichten sind nicht verstaubt; es sind unser viele, die genau wissen, wie recht der olle Bismarck hatte mit seinem Spruch über den russischen Bären. Es handelt sich um ein starkes Kulturvolk mit beeindruckender Geschichte, von dem wir lernen könnten! Die von Felix Schlosser in der gleichen Ausgabe beschriebenen Antifaschisten können hierbei unvergleichlich mehr bewirken!

Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Krieg gegen die Russen

    Im Coronasupergau (»Uns ist das Ding entglitten«-Merkel) und der Nawalny-Schmierenkomödie ist eine entlarvende außenpolitische Entscheidung des Wertewestens der Öffentlichkeit vorenthalten worden: Die...
    Gerd Machalett, Siedenbollentin
  • Egal welcher Couleur

    Der Vertrag zur Ächtung der atomaren Massenvernichtungswaffen ist in Kraft getreten, und was macht die Bundesregierung? Sie behält ihre Scheuklappen auf und spielt brav weiter das Schoßhündchen der Ve...
    René Osselmann, Magdeburg
  • Finger vom Drücker

    Der von 122 UN-Mitgliedsstaaten beschlossene und von 51 Staaten schon ratifizierte Atomwaffenverbotsvertrag ist ein Erfolg all der Menschen, die viele Jahrzehnte dafür gekämpft haben. Deutschland, die...
    Willi Hoffmeister, Dortmund
  • UN-Vertrag für Atomwaffenverbot

    Der Vertrag zur Ächtung der atomaren Massenvernichtungswaffen ist in Kraft getreten, und was macht die Bundesregierung? Sie hat weiter ihre Scheuklappen auf und spielt brav weiterhin das Schoßhündchen...
    René Osselmann, Magdeburg
  • Deutsche Kriegspolitik

    Es kann uns Bürgern Deutschlands nicht gleichgültig sein, wenn heute der UN-Vertrag über ein Verbot atomarer Massenvernichtungswaffen in Kraft tritt – und die deutsche Unterschrift fehlt! Wie soll Fri...
    Peter Richartz, Solingen