Leserbrief zum Artikel Unruhen in den Staaten: Blauhelme nach Washington!
vom 08.01.2021:
Das ist Amerika!
Wenn man die Bilder vom Sturm auf den US-Kongress betrachtet, so stellt sich eine Vielzahl von vergleichbaren Bildern über Aktionen ein, die mit Hilfe der USA und der CIA in anderen Ländern vollzogen wurden. Im Interesse der Durchsetzung des »westlichen Demokratieverständnisses« und damit eigener globaler Interessen wurden unter dem Vorwand »Wahlbetrug« die sogenannten Farbenrevolutionen in ehemaligen Sowjetrepubliken und anderen Ländern organisiert, in den Medien bezeichnet als Demokratiebewegung oder Volksaufstand, ob in Hongkong, Venezuela, Belarus oder anderen Staaten, veranlasst, »begründet« und bejubelt nicht nur von den Regierenden in den USA. Dass es sich bei all diesen Aktionen um einen Verstoß gegen die UN-Beschlüsse über die »Nichteinmischung in innere Angelegenheiten anderer Staaten« gehandelt hat, wurde und wird von den USA und von den NATO-Staaten ignoriert. Betrachtet man die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Staaten, aber auch in den einzelnen Staaten der westlichen Welt seit Beginn der 90er Jahre, so wurde ein enormes Gewaltpotential freigesetzt, verbunden mit Arroganz sowie einem Negieren der geschichtlichen Erfahrung bezüglich Krieg und Verelendung eines Großteils der Menschheit. Das zeichnet die gegenwärtige »westliche Demokratie« aus, die mit den Bildern vom Angriff auf den US-Kongress oder auch das Reichstagsgebäude in Berlin gut getroffen ist. Und wenn der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärt: »Das ist nicht Amerika«, so muss man dem widersprechen, denn das ist Amerika, so ist sein Demokratieverständnis, wie es auch in anderen Ländern durchgesetzt werden soll.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 12.01.2021.