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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Südafrika: Antirassisten angegriffen vom 21.11.2020:

Aparte Feier, apartes Denken

In der Tat, im Kapstädter Brackenfell kam es wiederholt zu heftigen Auseinandersetzungen. Der Anlass vor einer Woche war ein privater »Matric dance« (Abifeier), zu dem nur weiße SchülerInnen eingeladen waren. Die Feier wurde aber von einigen LehrerInnen der Schule mit ihrer Anwesenheit »geadelt«. Normalerweise veranstalten die High schools (Oberschulen/Gymnasien) diese Matric-dance-Veranstaltungen selber. Die offizelle Feier für Abiturienten fiel dieses Jahr aus wegen der Coronapandemie. Eine willkommene Gelegenheit für weiße Eltern, eine aparte Feier ohne schwarze SchülerInnen durchzuziehen. Ich denke, sie taten dies mit dem vollen Wissen, dass ein solches offen rassistisches Signal auf Widerstand stoßen muss. Für mich ein klarer Fall von Provokation, wenn nicht gar eine bedachte Falle. Die Reaktion der EFF kam auch prompt mit allem Drum und Dran. Brackenfell zeigt, wie tief gespalten die südafrikanische Gesellschaft noch immer ist. Und es ist vorwiegend die Mehrheit der weißen Bevölkerung, die weiter auf ihre Privilegien pocht. Viele, zu viele weiße MitbürgerInnen sind unwillens oder oftmals unfähig, sich als Teil einer schwarzen Mehrheitsgesellschaft zu begreifen. Tiefsitzendes rassistisches Denken und Fühlen ist schwerlich im Zeitraum einer Generation auszulöschen, insbesondere wenn man weiterhin das »aparte« Leben in seiner eingezäunten kleinen Welt genießen will.
Detlev Reichel, Tshwane, Südafrika