Leserbrief zum Artikel Kommentar: Samtene Übernahme
vom 17.11.2020:
Samthandschuhe und Filzlatschen
Mal wieder geht es (in Moldawien) »mit Samthandschuhen« oder auch »in Filzlatschen« nach Osten voran für Europa, meint Lauterbach. Denn die EU sei lernfähig. Da sind dann auch gleich ein paar gute Ratschläge an Putins Adresse bezüglich Pridnjestrowje/Transnistrien sowie Donezk und Lugansk fällig (Abchasien und Südossetien wurden vergessen): »Irgendwann wird sich Russland überlegen müssen, ob es sich diese Dependance noch leisten will.« Stehen jedoch hinter Separatistenbewegungen große Mächte, siehe Texas, Kalifornien und Hawaii im 19. Jahrhundert, Panama anfangs des 20. Jahrhunderts, jeweils mit dem Rückhalt der USA, dann sind solche Ratschläge zumindest voreilig. Und Moskau hat wohl auch nicht vor, hier weiter zurückzuweichen. Russische Truppen stehen gerade wieder als Friedensbringer an der früheren Außengrenze der UdSSR im Südkaukasus am Aras. Auch für die EU ist aber eine gewisse Frechheit kennzeichnend. Während Brüssel der ganze Laden gerade um die Ohren fliegt, kann es von den Berliner Ostausdehnungsplänen nicht lassen. Doch für die sind, das ist nicht zu übersehen, bewaffnete Separatisten in einem Beitrittskandidatenland ein ernstzunehmendes Hemmnis.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 19.11.2020.