Leserbrief zum Artikel Kolumbien: Angriff auf Indigene
vom 02.11.2020:
Venceremos!
Seit der Erschließung des amerikanischen Doppelkontinents durch europäische Kolonisatoren mussten die dort beheimateten Völker schreckliche Einbußen an Zahl ihrer Menschen, Eigentum an Produktionsmitteln, Bodenschätzen, Grundstücken, religiösen Stätten, Unterkünften etc. hinnehmen. Im Namen von Kirche, König und selbsternannten Despoten wurde alles geplündert, was den »weißen Göttern« besitzenswert erschien. Als die Bestände an Gold, Silber, Edelsteinen und brauchbaren Bodenschätzen keine nennenswerten Erlöse mehr einbrachten, begann der Menschenhandel. Billige Arbeitskräfte und Frauen als Lustobjekte – Nationen wie Spanien, Portugal, England, Frankreich, die Niederlande und später (heute) die USDA – bedienten sich völlig erbarmungs- und hemmungslos am Reichtum der ehemals souveränen Völkerschaften. Moderne Waffen kamen dabei ebenso zum Einsatz wie zum Beispiel pestverseuchte Decken und vergiftete Nahrungsmittel. Immer als Begründung den Fortschritt auf den Lippen, wurden die »unzivilisierten Wilden« bis zum Untergang massakriert. Menschenrechte? Fehl am Platz! Der untergegangenen und »kolonisierten« DDR wird vorgeworfen, ein Unrechtsstaat gewesen zu sein. Aber gerade dieses mein Heimatland führte niemals Krieg und unterstützte nach Kräften die jungen Nationalstaaten und Freiheitsbewegungen – gerade auch in Südamerika! Kuba, Nicaragua, Bolivien, Venezuela, Chile, Kolumbien und andere standen und stehen im Visier der Geheimdienste. Die wiederum haben es auf den störungsfreien Handel mit Rauschgift abgesehen! Die reichsten imperialistischen Staaten bekommen den Hals nicht voll. Ihre Nichtregierungsorganisationen stänkern gerade in labilen Entwicklungsländern und im ehemaligen Ostblock. Um Russland und China in den Zangengriff zu bekommen, werden keine Mittel gescheut. Bis vor 30 Jahren gebrauchten wir dann einen Kampfbegriff: »Venceremos!«
Veröffentlicht in der jungen Welt am 07.11.2020.