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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Kritik der politischen Ökonomie: Die dicksten Kartoffeln vom 21.10.2020:

Kein Hexenwerk

Engels erinnert daran, wie Arbeiter in Wuppertal nach zwölf Stunden Arbeit das »Kapital« studierten. Macht uns das heute nicht nachdenklich? Was trauen wir unserer Klasse heute an Bildung zu, und wie schmerzlich fehlt uns ein klassenmäßig gebildeter Teil? Theoretische Grundlagen der wissenschaftlichen Weltanschuung vermissen wir. Beim Gewerkschafter Dunnings findet Marx das Profitgesetz formuliert, bei Schuhmacher Dietzgen den Materialismus, bei anderen den Streik als Antwort und exakte Erklärung dessen, was Ausbeutung ist. Die Formen sind heute andere, das Wesen ist unverändert. Es macht Hoffnung, wenn mit Klaus Müller philosophisch-ökonomische Zusammenhänge Anstoß zur Bildung geben. »Die plattesten Theorien haben den größten Erfolg«, sagt Müller. Sie begegnen uns seit Jahrzehnten, setzen sich in Köpfen fest, klingen »logisch«, und wir führen keine Auseinandersetzung. Mit dem dialektisch-historischen Materialismus, mit Marxens Kritik der politischen Ökonomie und den Arbeiten von Engels sind wir im Besitz dessen, was die großen Denker uns als »Handwerkszeug« gegeben haben, zur praktischen Anwendung, für das Leben und den Klassenkampf. Generationen müssen sich Wissen neu erarbeiten, und noch haben wir geschulte, gebildete Köpfe aus der Klasse und mit Bindung dazu. Wissenschaft will als solche betrieben werden, wusste Marx. Wissenschaft für die Klasse ist für die Klasse auch bewusst zu machen. Kausalität, Ursache, Wirkung in ökonomischen Zusammenhängen und Kategorien erklärt Müller verständlich. Formen der Arbeitslosigkeit, Löhne, Preise, Geldmenge und ihre Veränderungen verstehen ist kein Hexenwerk. Antworten zu haben auf die plattesten Argumente der Kapitalseite, die uns penetrant einredet, hohe Löhne und Lohnforderungen führten zu Arbeitslosigkeit, Preise müssten steigen, Mindestlohn sei Untergang, dagegen haben wir eine nach wie vor hervorragende Waffe. Wir müssen sie aufheben, sie liegt auf der Straße, und unsere junge Welt ist eine Hilfe dabei.
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 27.10.2020.