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Leserbrief zum Artikel Serie: Um uns selber kümmern vom 10.10.2020:

Frauenrechte nicht vergessen

Ich habe mit großer Genugtuung Eure gelungene Serie »Was mit der DDR verlorenging« gelesen, die laut Vorspann mehrere Autoren hatte, aber zum richtigen Zeitpunkt kam. Beim »Bildungswesen« erinnerte ich mich daran, wie eine größere Gruppe finnischer Pädagogen in den 70er Jahren sich in Magdeburg mit dem einheitlichen Bildungssystem der DDR vertraut machte, das sie sehr schätzten und schließlich erfolgreich bei sich umsetzten. Trotzdem zwei kritische Anmerkungen: Ihr habt bei der Frauen- und Familienpolitik der DDR leider viel verschenkt. Ich hatte vor einem Jahr mit Anna Kaminsky, der Geschäftsführerin der teuren Aufarbeitungsinstitution, einen heftigen Schriftwechsel, nachdem ihre Broschüre über Frauen in der DDR in der hiesigen Lokalzeitung breit gepriesen worden war. In diesem Heftchen wurde immer wieder betont, dass die DDR-Frauen arbeiten mussten, weil es die SED so verordnet hatte und sie unbedingt zum Zuverdienen gezwungen waren. Als die DDR angeschlossen wurde, war die Dame aus Thüringen acht Jahre alt, weshalb ich von ihr erfahren wollte, woher sie das wisse. »Meine Mutter hat mir das erzählt«, war die Antwort. Wobei die Rede ist von wissenschaftlicher Geschichtsaufarbeitung. In diesem Zusammenhang habe ich auch mit Unterstützung meiner vier Töchter Fakten zusammengetragen, von denen ich am Ende selbst überrascht war: Jede berufstätige verheiratete, später auch unverheiratete Frau hatte mit ihren Haushaltstagen im Grunde elf Tage mehr Urlaub im Jahr. Zuletzt gewährte man kinderreichen Frauen verkürzte Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich. Die Unterstützung beim Frauensonderstudium durch die Betriebe war ohne Beispiel. Die Ehekredite – von einigen Magdeburger CDU-Landtagsabgeordneten menschenfeindlich als Abkalbprämie bezeichnet – haben vielen jungen Familien geholfen, sich einen eigenen Hausstand aufzubauen, denn von den 5.000 Mark Kredit brauchte man bei drei Kindern nicht einen Pfennig zurückzuzahlen. Ich erspare mir weitere Details. Es kommt schließlich wieder ein 8. März, den man für eine umfangreichere Analyse auf diesem Gebiet nutzen kann, da die Frauen meines Erachtens die größten Verlierer des Anschlusses waren.
Meine zweite Anmerkung: Im RBB habt Ihr Werbung für die Serie gemacht. Der Sender wird auch in Sachsen-Anhalt noch empfangen. Doch im freien Verkauf waren die wenigen jW-Exemplare meist schon mittags vergriffen.
Sowohl »Kaufland« Am Schlachthof als auch die dort untergebrachte Poststelle bekamen nach Aussagen der Verkäuferinnen nur je zwei Exemplare. Vielleicht hätte man im Vorfeld der Serie etwas mehr planen müssen. Trotzdem, gut gemacht!
Joachim Kirmis, Magdeburg
Veröffentlicht in der jungen Welt am 23.10.2020.
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