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Leserbrief zum Artikel Schon gelaufen: Nachschlag: Schlammschlacht vom 01.10.2020:

Schreikampf

Es heißt bekanntlich, die Sprache sei das Haus des Seins, des Denkens (Heidegger) und der Schlüssel zur Welt (Humboldt). Wer dennoch mehr als dieses infantile Verbalgemetzel vor hochpolitischem Hintergrund erwartet hat, dessen konsistenter Aufmerksamkeit dürfte in den letzten vier Jahren einiges entgangen sein. Joe Biden ist gewiss kein demokratischer Supermann; auch wäre Kamala Harris nach meiner Einschätzung die geeignetere Präsidentschaftskandidatin gewesen. Gleichwohl möchte ich den »ausgeschlafenen« Politiker egal welcher Partei sehen, der – moderatorische Begleitversuche hin oder her – unter der Prämisse jedweder Respekt- und Prinzipienlosigkeit einem Donald Trump nur annähernd das (vergiftete) Wasser reichen kann, ohne dabei die intellektuelle Selbstachtung zu verlieren. Die TV-Debatte war absehbar ein Schreikampf ohne verbindliche Regeln; ein weiteres bedenkliches Momentum, allenfalls dazu qualifiziert, die gesellschaftlichen Spaltungen in den USA zur »besten Sendezeit« dick zu unterstreichen. Zwei weitere dieser inhaltlich sinnlosen Debatten soll es also noch geben. Biden wird sie nicht absagen können (er wäre sodann vermutlich ein schlechter Verlierer und Feigling), Trump wird sie nicht absagen wollen (er mag bekanntlich Sandkastenspiele und die dementsprechende Gesprächskultur). Die Hoffnung auf eine hohe US-Wahlbeteiligung und eine demokratische Heilung der USA bleibt nicht nur trotz des soeben dargereichten unterirdischen Novums, sondern genau deshalb.
Matthias Bartsch, Lichtenau
Veröffentlicht in der jungen Welt am 05.10.2020.
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