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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Ludwig-Erhard-Stiftung: Grenze überschritten vom 25.09.2020:

Angst vor starken Frauen?

Über Geschmack und Geschmacklosigkeit lässt sich nicht immer streiten, auch nicht in durch Corona, »Cancel Culture« und identitär geprägte Auslassungen ohnehin erregten Zeiten. Was indes gemeinhin auffällt, ist die offenkundig basale Schnittmenge, die sich in den »Präsentationen und Werken« vieler Protagonisten, ziemlich gleich, aus welcher gesellschaftspolitischen Auffassungsrichtung sie denn kommen, widerspiegelt. Es ist – mit Verlaub – eine intellektuelle Leererbietung. Oder anders gesagt, Kleinkariertheit und Provokation gehen klar vor qualifizierter Aussage und kluger Raffinesse. Es stellt sich also die Frage, warum wir, ob nun wie jüngst, auf politischer und medialer Ebene oder etwa in der (für viele zu hohen) Kunst der Satire, einen konvulgären, zumindest aber einen rhetorisch geistlosen Rückfall zu verzeichnen haben. Ist es eine zunehmende Bildungsschwäche, auch und gerade die des Publikums; ist es die zunehmende Offenlegung gesellschaftlicher Spannungen, die daraus resultierende Verunsicherung und Wut; oder ist es schlichtweg die Angst der Männer vor starken Frauen, die Angst nicht zuletzt vor dem Verfall eigener Welt- und Machtbilder? So oder so, unbewältigte Emotionen, die primitive Freigabe linker und rechter Gesinnung jedenfalls vernebeln exponentiell Geist und Verantwortung. Es wäre daher wunderbar, wieder mehr demokratische Haltung und Vernunft wahrnehmen zu können. Die mittlerweile deutlich herunternivellierten Erwartungen und Ansprüche sollten das allenthalben möglich machen.
Also, Würde und Bildung für alle, dann klappt das auch mit der Gleichberechtigung und dem Wohlstand für alle viel besser.
Matthias Bartsch, Lichtenau