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Leserbrief zum Artikel Bolton und Trump: Ehrlicher Falke vom 19.09.2020:

Ohne Illusionen

Na, freilich wäre für die Welt ein wirklich friedliebender US-Präsident besser (und uns lieber) als einer, der Schritte zu Frieden und Entspannung, etwa in Afghanistan oder Irak, »lediglich« unternimmt, um die Chancen für seine Wiederwahl zu verbessern, also sozusagen eine »unehrliche Taube« bzw. ziemlich prinzipienlos ist. Trump hat auch schon erkennen lassen, dass er ja kleineren kriegerischen Abenteuern gegenüber nicht abgeneigt ist, bei denen seiner Meinung nach die US-Bevölkerung nicht sofort mehrheitlich dagegen ist – zumal wenn wenige, besser noch keine eigene Opfer zu erwarten sind. Das betrifft offenbar vor allem die »drei Schurkenstaaten im eigenen Hinterhof« Venezuela, Kuba und Nicaragua. Fakt ist: Er hat sie bisher nicht angegriffen. Trump hat sich als weniger »bellizistisch« erwiesen als z. B. sein damals mit so vielen Vorschusslorbeeren bedachter demokratischer Vorgänger Obama!
Insgesamt ist es m. E. eine Fehleinschätzung, Trump sei sozusagen seinen außenpolitischen »Kindermädchen« entlaufen, die ihn »lenken« wollten, aber nicht können. Er hat offenbar schon »Lehrgeld gezahlt«. Wer redet heute noch von seiner Initiative gegenüber Nordkorea? Klar ist es ein Irrglaube, dass, wenn sich die großen Männer dieser Welt zum »Dialog« mit dem größten Präsidenten aller Zeiten treffen, man doch alle Probleme rasch und sofort lösen könne – aber das Prinzip ist erst mal besser, als zu schießen oder mit Drohnen zu morden! Trumps Kontakte mit Kim, Xi oder Putin sind »erfolgreich« abgewürgt bzw. »runtergefahren« worden. Von wem und wie? Wenn irgendwie und -wo durchdringt, der Präsident wolle verhandeln, gar etwa mit Maduro oder Khamenei, werden sofort Zweifel an seiner Regierungsfähigkeit und sogar Zurechnungsfähigkeit laut und lauter (die ja auch Mellenthin in dieser Rezension nicht einfach nur kolportiert)! Dass Trump ein übler Rassist und Antidemokrat ist, ist eine andere Sache. Es ist aber doch sehr die Frage, ob man in der Frage »Krieg oder Frieden« von einem Präsidenten Biden Besseres erwarten könnte. Vor Illusionen muss gewarnt werden!
Volker Wirth, Berlin
Veröffentlicht in der jungen Welt am 22.09.2020.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Rein stilistischer Unterschied

    Dass Knut Mellenthin es als »innenpolitische Katastrophe« bezeichnet, dass sich Trump nicht von jenen kontrollieren ließ, die Bolton als »Erwachsene« beschreibt, wundert mich doch sehr: Wo liegt denn ...
    Ralph Petroff