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Leserbrief zum Artikel Waldbesetzung in Hessen: »Der Bau der A 49 bringt das Trinkwasser in große Gefahr« vom 07.08.2020:

Presse muss vor Ort sein

Auf das Interview mit Kim Lauterbach hin bin ich zum Danneröder Forst gefahren, von wo ich heute zurückgekommen bin. Ich konnte mit einigen Leuten sprechen sowie mir selber ein Bild von der Situation dort machen und verschiedene Details erfahren. Zum Beispiel dass Ferrero massiv hinter dem Bau steht, aber das wisst Ihr alles sicher genauer.
Meine allererste Bitte an Euch als Presse ist es, so gut als möglich vor Ort zu sein. Die jungen Leute sind sehr tapfer, aber wirken trotzdem verängstigt. Was kein Wunder ist, die Securityfirma Mundt ist schon massiv vor Ort und hat mit der Polizei ein sichtlich gutes Auskommen. Dies konnte ich zusammen mit zwei anderen Frauen von der Mahnwache beobachten. Man sagte mir, dass die Mundt-Leute auch ihre Kippen in den Wald werfen, von der Polizei unbeanstandet.
Es wird vermutet, dass die jungen Menschen im Wald eingekesselt werden sollen. Dann kommt von der Mahnwache, die Liefer- und Abholstützpunkt ist, kein Material/Essen mehr rein. Man geht sozusagen von einer Belagerung aus, und keiner der Beteiligten hat die Illusion, dass Staatsmacht und Security angemessen vorgehen. Da braucht es von Eurer Seite unbedingt ein Auge drauf!
Aus Homburg selber scheint es fast keinen Widerstand zu geben. Der Taxifahrer, der mich zum Bahnhof brachte, sprach wie ein elender Oberlehrer und ließ es an Ressentiments nicht fehlen.
Selbstverständlich bin ich sehr dagegen, dass dieser intakte, abwechslungsreiche Wald der Autobahn geopfert wird. Ich habe kein Auto, und es gibt keine Pension, kein Hotel, was zu Fuß sowohl vom Bahnhof als auch von der Mahnwache einigermaßen erreichbar wäre. Dieses Mal war ich im Frankfurter Hof (Homberg/Ohm), ist mir von der Mahnwache aber zu weit entfernt. Bei der Pension Jakob erhalte ich keinen Rückruf, sie vergeben Monteurszimmer, steht im Internet. Ich bin 57 Jahre alt und möchte nicht im Wald übernachten.
Ich finde total super, dass Ihr zunehmend über solche Umweltskandale berichtet. Bitte bleibt auch hier dabei und schaut auf die jungen Menschen. Mehr kann ich von Ingolstadt aus im Augenblick nicht tun!
Susanne Goldgruber
Veröffentlicht in der jungen Welt am 01.09.2020.