Leserbrief zum Artikel Massaker in Indonesien: Präventive Konterrevolution
vom 24.07.2020:
Prämierte Massenmörder
Die Massenmorde von 1965, deren Opfer Kommunisten und Bauern ohne Landbesitz waren, garantierten, dass Indonesien keine Bedrohung mehr à la Vietnam und Kuba sein würde – kein »Infektionsherd«, der sich in ganz Südasien und »nach Westen ausbreiten« würde, wie der stockreaktionäre US-Diplomat George Kennan befürchtete, als er das Problem Indonesien für einen wichtigen Gesichtspunkt im Kampf gegen Moskau hielt. Kennan erhielt im übrigen 1982 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Die Massenmorde wurden zur Rechtfertigung für Washingtons Kriege in Indochina, die wiederum den Willen der indonesischen Generäle um Suharto stärkten, die indonesische Gesellschaft zu »säubern«. Ein weiteres bedeutsames politisches Ereignis war die zehn Jahre später erfolgte Invasion indonesischer Militärs in Osttimor 1975. Zwar wurde Indonesien vom UN-Sicherheitsrat aufgefordert, sich umgehend zurückzuziehen, schenkte dem jedoch keine Beachtung. Innerhalb von drei Jahren wurden circa 200.000 Menschen in Osttimor ermordet, wobei Indonesien in zunehmendem Maße militärische Unterstützung seitens der USA und, als die Grausamkeiten 1978 ihren Höhepunkt erreichten, auch von Großbritannien erhielt. Diese militärische Unterstützung währte bis 1999, mit dem furchtbaren Ergebnis, dass 750.000 Einwohner (85 Prozent der Bevölkerung) vertrieben und das Land praktisch zerstört wurde. Die Regierung Clinton blieb bei ihrer menschenverachtenden Politik, die Angelegenheit liege allein »in der Verantwortung der indonesischen Regierung, die wir ihr nicht abnehmen wollen«.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 28.07.2020.