Leserbrief zum Artikel Anti-China-Politik: Hauptfeind China
vom 08.07.2020:
Misstrauen und Partnerschaften
Richtig, das die junge Welt – in Form des Artikels von Sevim Dagdelen – einen Kontrapunkt zur herrschenden China-Berichterstattung (Stichwörter: Uiguren und Hongkong) setzt. Dazu einige kurze Ergänzungen: Die Politik des Westens führt die beiden so unterschiedlichen Großmächte Russland und China zusammen. Leider ist die VR China während der Euro-US-Finanzkrise nicht auf das Angebot Russlands eingegangen, gemeinsam eine Alternative zum herrschenden Dollar aufzubauen. Der Yuan ist weiter an den Dollar gebunden, die VR hängt immer noch vom wichtigen US-Handel ab. Die USA setzen auf Eindämmung der VR China im Pazifik und können dabei auf Verbündete zählen. So auf Japan, die technologisch führende kapitalistische Macht. In Südostasien hat das Arrangement mit dem übermächtigen China diplomatische Tradition – das Misstrauen dort ist aber groß, und die USA sind willkommenes Gegengewicht. Vietnam erinnert sich noch gut an den Überfall der chinesischen Volksarmee im Februar 1979. Die Ein-China-Politik wird von den USA soweit anerkannt – der militärische Schutzschirm über Taiwan ist aber im Sinne der USA strategische Notwendigkeit. Den US-Schutzschirm über Taiwan empfinde ich, nebenbei bemerkt, auch als gut und richtig. Taiwan, das z. B. Hochtechnologie an die VR liefert, möchte zwar Geschäfte machen, sich aber in seiner Bevölkerungsmehrheit nicht von der VR China einnehmen lassen. Indien zunehmend als Gegengewicht zur VR aufzubauen, das hat sich der Westen von der SU abgeschaut. Noch heute pflegt Russland eine enge strategische Partnerschaft mit Indien: Lieferung von Flugzeugträger/Flugzeugen und Atom-U-Booten sowie, wie auch mit der VR China, gemeinsame Militärmanöver.