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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Unternehmenskultur: Die Großen lässt man laufen vom 25.06.2020:

Linke Kultur fehlt

Wirecard, Tönnies, Amthor, Steuerbetrug, »Cum-Ex«-Geschäfte, Mietspekulanten, Leerverkäufe, Gesundheits- und Pflegekrise, soziale Konflikte, Kriege, Flucht, Ausplünderung und Versklavung der ärmsten Regionen der Welt, Armut und Reichtum in Kontrast wie nie – das alles macht die westliche Kultur heute aus. Der Bundestag hört sich dagegen am liebsten Linke-Politiker an, die den Unrechtsstaat DDR in Erinnerung bringen und über ihre schlimmen Erfahrungen berichten. Sie schämen sich nicht einmal, sich dazu benutzen zu lassen. Nach der politischen Kultur der Antikommunisten müssen wir nicht fragen, darüber haben uns Marx und Engels schon die Antwort gegeben. Was die politische Kultur der Linken ist, das müssen wir selbst definieren. Den Imperialismus hat Lenin in seiner dreifachen Besonderheit charakterisiert: 1. monopolistischer Kapitalismus; 2. parasitärer Kapitalismus; 3. sterbender Kapitalismus. Als der Westen noch unser Schaufenster war, nur wenige anderes sehen wollten, da haben Lenins Worte oft Lächeln, ungläubige Reaktionen erzeugt, und es wurde als ideologisierte Propaganda abgetan. Es ist heute Wirklichkeit – wie sie Lenin nicht einmal ganz zu erfassen vermochte in allen ihren Schrecklichkeiten. Nun könnten wir uns zurücklehnen und sagen, mögen die Kippings und Paus träumen und gefallsüchtig ihr Machtspiel Macht durchspielen, sich dafür anbiedern. In einer Situation, wo der Imperialismus zu allem fähig ist, seine Masken fallengelassen hat und die arbeitende Klasse, Lohnabhängige, Alte, Kranke, Schwache, Arme ausgrenzt und Mensch nur an seiner Vermarktungsfähigkeit gemessen wird, da kann es niemandem gleichgültig sein. Wo die linke Kraft fehlt, dort greifen Chaos, Orientierungslosigkeit, Angst, Sorge und Protest ohne Richtung und Ziel um sich, was dem kapitalistischen Gewaltmonopol nur in die Hände spielt. Dieser Unternehmenskultur eine wirklich linke politische Kultur entgegenzusetzen – das sollte begriffen werden.
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 26.06.2020.