Leserbrief zum Artikel Tod George Floyds: Genug ist genug!
vom 08.06.2020:
Das bösartigste Virus
Was hat der Mensch, folgt man philosophischer und soziologischer Expertisen, durchaus zu Vernunft, Freiheit und Vergesellschaftung befähigt, bis hierhin erreicht auf seinem langen Weg in die vermeintliche (westliche) Zivilisation? Bei aller theologischen und wissenschaftlichen Aufklärung gibt es noch immer Diskriminierungen und Ungleichstellungen, fortwährend und allzu oft ungestraft Verstöße gegen moralische Rechtfertigungen und gegen juristische Bestimmungen. Die jüngsten Geschehnisse in den USA, immerhin – staatstheoretisch – ein demokratischer Rechtsstaat, und der dort offensichtlich schwer aufzuhaltende Missbrauch von politischer und sozialer Macht sind in höchstem Maße bedenklich. Und ja, auch etwa uns Deutschen stände hinsichtlich jeder Art von Diskriminierung ein selbstreferenzieller, kritischer Blick in den »heimischen Spiegel« gut zu Gesicht. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz wie eine Bibel bloß unter dem Arm zu tragen und verbal hochzuhalten, wenn es denn opportun ist, reicht jedenfalls nicht aus.
Dabei muss uns Menschen rational klar sein, dass »Keine Gerechtigkeit, kein (sozialer) Frieden« nicht nur ein demonstratives Motto, sondern vielmehr eine soziologisch begründbare, gesamtgesellschaftlich gültige Erkenntnis ist.
Dennoch »geschieht« unaufhörlich das Gleiche: Diskriminierungen und Rassismus, menschlicher Unverstand also, üben Gewalt aus, zerstören Leben und gesellschaftliche Strukturen. Es bestehen weiterhin (zu) große Unterschiede in der Anwendung und Verbreitung rationaler und emotionaler Kompetenzen, nicht zuletzt aufgrund fehlender effektiver Chancengerechtigkeit. Durch das zwar reduzierte, gleichwohl beständige Missverhältnis von wissenschaftlichen, praktischen und wirtschaftlichen Machtrelevanzen bleiben sozial und kulturell divergierende Parallelwelten erhalten. Den letzten wesentlichen Schritt hin zu einer Zivilisation, die diese Bezeichnung auch verdient, haben wir leider immer noch vor uns.
Das bösartigste und hartnäckigste Virus ist die menschliche Ignoranz (das ist jeden Tag auch medial, freilich entsprechend Attitüde und Opportunität, mal mehr, mal weniger, zu vernehmen).
Dabei muss uns Menschen rational klar sein, dass »Keine Gerechtigkeit, kein (sozialer) Frieden« nicht nur ein demonstratives Motto, sondern vielmehr eine soziologisch begründbare, gesamtgesellschaftlich gültige Erkenntnis ist.
Dennoch »geschieht« unaufhörlich das Gleiche: Diskriminierungen und Rassismus, menschlicher Unverstand also, üben Gewalt aus, zerstören Leben und gesellschaftliche Strukturen. Es bestehen weiterhin (zu) große Unterschiede in der Anwendung und Verbreitung rationaler und emotionaler Kompetenzen, nicht zuletzt aufgrund fehlender effektiver Chancengerechtigkeit. Durch das zwar reduzierte, gleichwohl beständige Missverhältnis von wissenschaftlichen, praktischen und wirtschaftlichen Machtrelevanzen bleiben sozial und kulturell divergierende Parallelwelten erhalten. Den letzten wesentlichen Schritt hin zu einer Zivilisation, die diese Bezeichnung auch verdient, haben wir leider immer noch vor uns.
Das bösartigste und hartnäckigste Virus ist die menschliche Ignoranz (das ist jeden Tag auch medial, freilich entsprechend Attitüde und Opportunität, mal mehr, mal weniger, zu vernehmen).
Veröffentlicht in der jungen Welt am 11.06.2020.