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Leserbrief zum Artikel US-Blockade gegen Kuba: An Raúls Geburtstag vom 05.06.2020:

Jämmerliche Figuren

Welche ein Riese, dieser Raúl Castro: feliz cumpleanos! Welche jämmerlichen Figuren dort im Weißen Haus! Die antikubanische Lobby in den USA war schon einmal stärker. Man muss vieles, was da unter der Trump-Administration geschieht, unter zwei Gesichtspunkten sehen:
a) In Florida sind die Kubaner (60 Prozent der Kubaner in den USA leben dort. Weitere große Gruppen bestehen in New Jersey und Kalifornien) eine wichtige Wählergruppe, die früher zuverlässige Wähler der Republikaner stellte. Dem ist heute nicht mehr so. Ein Marco Rubio – Vertrauensmann und Einpeitscher der US-Geheimdienste und Lobbyist von Bacardi und anderen, die von horrenden Gewinnen auf Kuba träumen – muss um seine Wählerbasis dort kämpfen.
b) Man hat in den letzten Monaten viele große Fehler begangen. Nun sucht man Schuldige. Da werden dann antikommunistische Instinkte gegen China und Kuba aufgefrischt. Ob das reicht, ist zweifelhaft. Auch dauerhaft benebelte Gehirne können manchmal klar denken!
Die sich vertiefende Wirtschaftskrise in den USA wird andere Lösungen brauchen. Wenn sich da etwas bewegt, hat die Gruppe um Trump, Pompeo, Rubio und die anderen Typen Chancen. Wenn nicht, werden sie sich ab Januar 2021 neue Jobs suchen müssen und uns verschonen mit ihren dümmlichen Verlautbarungen.
Kubaner gibt es übrigens seit 1800 in Florida. Damals gehörte es noch zu Spanien. José Marti und andere kubanische Revolutionäre lebten dort vorübergehend in den USA. Auch wenn Teile der Kubaner dort im Rauschgiftschmuggel, im Geschäft der Prostitution »erfolgreich« sind (das haben ihre Großväter bereits in Kuba erfolgreich betrieben, bis die baertigen Revolutionäre diese Geschäfte beendeten), gibt es sehr verschiedene Facetten unter den Kubanern in den USA. Und der Rassismus einer sehr konservativen Gruppe der europastämmigen Amerikaner trifft sie gelegentlich auch.
Diejenigen, die »angekommen« sind wie der ursprünglich aus Kuba stammende Konzern Bacardi, sind eine Minderheit unter ihnen.
Die große Masse der Kubaner in den USA hat andere Probleme als ein Marco Rubio, der gern im ureigensten Eigeninteresse die Spannungen mit Kuba verschärft. Die Bindungen an die Insel sind noch eng.
Das, was Marco Rubio betreibt, ist eine Lektion für die Kubaner, dass es wohl normale Wirtschafts- und Nachbarschaftsbeziehungen zu den USA vorerst nicht geben kann. Man wird andere Partner – im Wartestand – brauchen. Eine Änderung der Beziehungen zu den USA wird erst möglich werden, wenn sich dort in den USA nachhaltige und tiefe Veränderungen vollziehen werden. Und das wird nicht irgendwann oder in 50 Jahren erst, sondern viel eher geschehen!
Achim Lippmann, Shenzen
Veröffentlicht in der jungen Welt am 05.06.2020.