Leserbrief zum Artikel Geschichte Ungarns: Ein dreifach Nein
vom 04.06.2020:
Unzulässiger Vergleich
Zunächst ist es in Ordnung, dass die junge Welt dem Thema Trianon eine Doppelseite widmet. Allerdings ist die Annahme, mit der der Artikel beginnt, total daneben, und zwar geht es um diese Formulierung: »... als Gruß an die Minderheiten im Ausland«! Der Vergleich zwischen Deutschland und Ungarn ist nicht akzeptabel. Denn es gibt einen Unterschied zwischen den im Rahmen des »Ostdrangs« des »Deutschen Ritterordens«, welcher in der Parole vom »Volk ohne Raum“ endete, eroberten Gebieten und dem ungarischen Königsterritorium, welches 1896 sein tausendjähriges Bestehen feierte. Durch den Vertrag von Trianon verlor das Land zwei Drittel seines Territoriums sowie ein Drittel seiner ungarischsprachigen Bevölkerung an die Nachbarstaaten. Die Reaktion auf Trianon in Ungarn glich darin tatsächlich der deutschen Empörung über das »Diktat von Versailles«. (…) Ungarn gehörte als Teil der Habsburger k. u. k. Doppelmonarchie an der Seite Österreichs und Deutschlands zu den Verlierern des Ersten Weltkriegs. Für Ungarn bedeutete Trianon das gleiche wie für Deutschland Versailles: ein Friedensdiktat ohne Versöhnung! Der Erste Weltkrieg endete mit einem Komplott der Unvernunft des damaligen Westens gegenüber den aufstrebenden kontinentalen Mittelmächten. Das alles einmal ganz abgesehen von meiner entwurzelten heimatlosen Familiengeschichte und der unzähliger anderer. Die Geschichte hat die Menschheit nie gebessert.