Leserbrief zum Artikel Theater: Professioneller Provokateur
vom 15.05.2020:
Nicht nur Details der Geschichte
Ergänzen will ich Rolf Hochhuths Werke »Judith«, »Alan Turing« und »Soldaten«. »Judith« handelt von einem fiktiven Attentat auf US-Präsident Ronald Reagan, und zwar mit dem Gift, das dieser für militärische »Zwecke« wieder zu produzieren angeordnet hatte. Außer der Frage des Tyrannenmordes berührt der Anhang mit dem Exkurs »Machen Geschichte einzelne?« eine weitere allgemeine Frage, zudem zahlreiche Details um beide Weltkriege und den jeweiligen Kriegseintritt der USA, schließlich auch die in den 1980er Jahren aktuelle Stationierung US-amerikanischer Atomraketen in der BRD und die Frage, wie gegensätzlich sich dazu in Hochhuths Schweizer Wahlheimat einerseits die Neue Zürcher Zeitung, andererseits der laut Hochhuth »maßgebliche Schweizer« Max Frisch positionierten. »Alan Turing« und »Soldaten« thematisieren das Knacken des Geheimcodes »Enigma« der Naziwehrmacht durch den Mathematiker Turing im Dienst des britischen Militärs, einschließlich der Frage, ob dadurch das Leben vieler Menschen in Coventry hätte gerettet werden können, ob dann andererseits die »Hunnen« (Deutschen) die Wertlosigkeit ihres Codes gemerkt hätten und ob es wenigstens im Rückblick die Lösung gegeben hätte, Coventry zeitgleich mit einigen anderen britischen Großstädten zum Zeitpunkt seiner Zerstörung im Rahmen einer Zivilschutzübung zu evakuieren.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 30.05.2020.