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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Folgen der Coronakrise: »Die Proteste wurden längst von Rechten vereinnahmt« vom 23.05.2020:

Wo sind die Linken?

(...) Irmgard Wurdack sagt in dem Interview, »dass die Proteste längst von den Rechten vereinnahmt« worden seien. Nun frage ich mich, wo waren denn die Linken? Die Bürgerproteste hätten auch von Anfang an von den Linken begleitet werden können. Aber da hat man nur zugeschaut? Weiterhin bedient sich Frau Wurdack – wie im übrigen die Partei Die Linke und andere linke Gruppen und Gruppierungen auch – genau derselben negativ belegten Ausdrücke wie unsere Qualitätsmedien: Hygienedemos, Coronaleugner, Verschwörungstheoretiker. Gibt es wirklich nur eine Wahrheit? Dürfen andere nicht auch eine Meinung haben und diese auch sagen? Darf nur wiederholt werden, was von der Bundesregierung vorgegeben ist? Meinungsfreiheit spielt für Frau Wurdack (und die PDL und andere Linke) wohl keine Rolle (mehr). Wenn sich jemand dafür entscheidet, das Coronavirus als nicht so gefährlich anzusehen (was im Übrigen auch wochenlang die Bundesregierung getan hat, obwohl es in China bereits Tausende Tote gab), und das auch offen sagt, dann fällt dies nicht unter freie Meinungsäußerung? Wenn jemand der Bundesregierung, der WHO oder wem auch immer geheime Machenschaften zutraut, dann ist das auch eine Meinung, die derjenige nicht kundtun darf? In der Vergangenheit hat sich ganz oft gezeigt, dass keine Verschwörungstheorie den aufgedeckten Tatsachen (vgl. Snowden und andere) das Wasser reichen konnte. Die Realität hat sich bisher immer als viel »verschwörerischer« herausgestellt als jede Verschwörungstheorie. Nun werden auf den Demos auch Deutschlandfahnen geschwenkt, AfDler »enttarnt«, Parolen gesungen. Das heißt aber noch lange nicht, dass es sich um rechte Demos handelt. Es sind keine Aufmärsche von Nazis! Trotzdem werden von den Linken (insbesondere PDL, aber auch Frau Wurdack) dort im Grunde (na ja, es gibt ja auch ein paar andere …) alle über einen Kamm geschoren, als Rechte bezeichnet und – was für ein Irrsinn – Gegendemos veranstaltet. Gegen wen denn eigentlich? Hauptsächlich gegen Bürger, die die Maßnahmen der Bundesregierung für falsch und überzogen halten, die Angst um ihre Grundrechte usw. usf. haben. Und da werden Leute, die sich einen nachgemachten Judenstern anheften mit der Aufschrift »Nicht geimpft«, sofort als Holocaustleugner bezeichnet, obwohl diese damit nur ausdrücken wollen, was Herr Spahn mit seinem Immunitätsnachweis längst vorhat: Wer sich nicht impfen lässt, verliert seine Grundrechte! Dass die Linke jetzt regelrecht gegen diese Demos hetzt, anstatt die Sorgen und Probleme der Demonstranten aufzugreifen, das soll offensichtlich über das eigene Versagen hinwegtäuschen. Indem die Linke das tut, ist sie genau in die Falle getappt, die man für sie aufgestellt hat. Sie lässt sich (und das ist vom Reporter im Interview schon richtig erkannt worden), vor den Karren der Bundesregierung spannen und ist ein williger Vollstrecker ihrer Maßnahmen. Dabei müsste doch gerade die Linke Kritik an den Maßnahmen der Bundesregierung üben. Denn
1.) Der Shutdown kam sechs, aber mindestens vier Wochen zu spät, weil man sich ausschließlich auf die Aussagen des RKI verlassen hat.
2.) Die Hilfsmaßnahmen sind und waren einseitig (Billionen für die Wirtschaft, Brosamen oder gar nichts für die Lohnabhängigen, Arbeitslosen, Hartz-IV-Empfänger, Obdachlosen, Klein- oder Mittelbetriebe und Selbständige.
3.) Die Maßnahmen waren und sind inkonsequent (einerseits keine sozialen Kontakte, Abstandsregeln- andererseits volle U- und S-Bahnen für Lohnabhängige, die sich kein Homeoffice oder das Zu-Hause-Bleiben leisten konnten.
4.) Einseitige und nicht nachvollziehbare Lockerungsmaßnahmen: einerseits alles Mögliche für die Wirtschaft, aber Demos im Freien weiterhin nur für 50 Teilnehmer – ein Witz.
5.) D. h. die Grundrechte, die nur im Ausnahmefall und nur für kurze Zeit eingeschränkt werden dürfen, sind jetzt bereits seit 2,5 Monaten eingeschränkt, und es ist kein Ende abzusehen.
Aber selbst solche berechtigte Kritik wird von den Linken nicht mal zugelassen. Jeder – auch aus den eigenen Reihen der PDL –, der eine andere Meinung hat als die der Bundesregierung, wird von den Linken verunglimpft und zur Schnecke gemacht (vgl. Andrej Hunko ...).
So verhilft die Linke der AfD zu viel medialer Aufmerksamkeit, und die Demonstranten werden sehr schön in die Arme der AfD getrieben. Bravo!
Ich möchte noch hinzufügen, dass ich selbst das Virus für sehr gefährlich halte. Denn wenn es sich im Körper erst mal festgesetzt hat, wirkt es systemisch und kann ein Organversagen (bei jedem Organ, nicht nur der Lunge) auslösen. Das schafft kein normales Grippevirus. Treffen kann es jeden. Trotzdem ist das Virus noch viel zuwenig erforscht.
Gerade deshalb muss man doch (vor allem auch wissenschaftliche) Diskussionen rund um das Virus, um die Maßnahmen usw. zulassen. Wir haben in Deutschland nicht nur einen einzigen Virologen. Wir haben mehr als 100! Aber die Bundesregierung hat von Anfang an keine Diskussion zugelassen, und die Linke macht mit. Nein danke, kann ich da nur sagen. (...)
Andrea Lehmann, Berlin
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Verengte Perspektive

    Danke, dass die junge Welt im Gegensatz zu vielen Mainstreammedien auch über Proteste für Vergesellschaftung, Geflüchtete, Verbesserungen im Gesundheits- und Pflegebereich, überhaupt soziale Verbesser...
    Uwe Schnabel, Coswig