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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel 130. Geburtstag von Ho Chi Minh: Apostel der Revolution vom 19.05.2020:

Kein Jünger Jesu

Hat Ho Chi Minh das verdient, ausgerechnet vom Organisator und Vorbereiter der Spaltung der kommunistischen und der Arbeiterbewegung eine Würdigung zu erfahren? Fielen Autor und Verlag keine andere Quelle ein als Chruschtschow? Die historische Persönlichkeit, den Kommunisten und Vollender der Einheit Vietnams als Apostel zu benennen, erscheint mir deplaziert und stellt einen von vielen, letztlich zum geschichtlichen Scheitern unternommenen Versuchen dar, nun auch Ho Chi Minh aus Anlass seines 130. Geburtstages von denen, die sich nach Lenins Worten als Marxisten verkleiden, biblisch zu vereinnahmen.
An dieser Stelle möchte ich ein 1942/43 von Ho Chi Minh verfasstes Gedicht zitieren. Es heißt:

Nach vier Monaten

Ein Tag Gefängnis – tausend Herbste in Freiheit.
Dieses Wort der Alten behält recht.
Vier Monate, die du nicht wie ein Mensch gelebt,
zehren stärker denn zehn volle Jahre.

Die Gründe – du kennst sie:
Vier Monate nicht satt zu essen,
vier Monate nicht genügend Schlaf,
vier Monate in denselben Kleidern,
vier Monate kein Bad.

Die Folgen – du hast sie erfahren:
Ein Zahn fiel dir aus,
dein Haar ist ergraut,
bleich, mager bist du, ein Hungerteufel,
und Ausschlag quält dich.

Aber du bist nicht verloren:
Du besitzt Geduld, Festigkeit,
nicht einen Schritt wirst du weichen.
Dein Körper, obgleich schmerzverzerrt,
kann nicht beugen deinen Geist.
E. Rasmus