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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel 1. Mai: Arbeitszeitgesetz verteidigen vom 29.04.2020:

Unsinniger geht es nicht

Jetzt ruft Die Linke zur Verteidigung des Arbeitszeitgesetzes auf, und die jW applaudiert. Eine Position ohne jede Kenntnis selbst der jüngeren Geschichte der Arbeiterbewegung! Das Arbeitszeitgesetz von Helmut Kohl aus dem Jahre 1994 war seinerzeit der Einstieg in die Verlängerung der Arbeitszeit und in die Arbeitszeitflexibilisierung. Letztere wurde von der »Linken« auch schon vor »Corona« als sogenannte Arbeitszeitsouveränität begrüßt und gefordert. Erstere hat die Existenz von »Arbeitszeitkonten« und eine befristete 60-Stunden-Woche ermöglicht. Der obligatorische Zuschlag für Mehrarbeit über zehn Stunden täglich wurde einfach abgeschafft. Wohlgemerkt: Alles Änderungen, die weit, weit hinter das vorherige Arbeitszeitrecht zurückfielen. Wer will, kann das im einzelnen im Kapitel »Arbeitszeit« in meinem Buch »Umgang mit dem Arbeitsrecht« nachlesen. Doch Die Linke will offensichtlich nicht. Sie ruft angesichts weiterer Verschlechterungen des Gesetzes anlässlich der Coronakrise zur »Verteidigung des Gesetzes« auf, anstatt den Achtstundentag verteidigen zu wollen und sich gegen jede »Flexibilisierung« auszusprechen. Zahlreiche arbeitsmedizinische Untersuchungen haben ergeben, dass es eine »Arbeitszeitsouveränität« nicht gibt und dass die Abweichung von berechenbaren Arbeitszeitstandards gesundheitsschädlich ist. Die Losung der Linken ist ein weiterer Schritt zur Anpassung an die Neoliberalisierung des Arbeitsrechts seit den 1980er Jahren. Er ist alles andere als »links«.
Dr. Rolf Geffken