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Leserbrief zum Artikel Wirtschaft als das Leben selbst: Katastrophenfeuilletonismus vom 31.03.2020:

Westlicher Rausch

Ich glaube leider nicht, dass Slavoj Zizek an die gesamte Menschheit, derzeit über sieben Milliarden, denkt, wenn er meint, was wir aushalten müssten. Sonst hätte Zizek, der auch schon dadurch auffiel, dass er Trumps Sieg 2016 begrüßte (er scheint ja jederzeit bald die Revolution zu erwarten), nicht 2007 schon den fast nur durch den kapitalistischen Westen und auch Linke im Westen zu verantwortenden Klimawandel teilweise verharmlost. Damals war gerade Al Gores Film herausgekommen, und Zizek mäkelte, die Linke sei so »technikfeindlich«. Verzicht (auf was verzichtet man im Westen? Der Westen verursacht eventuelle Klimakatastrophen der Zukunft bisher fast alleine!) sei falsch usw. Diese immergleichen Sprüche, die auch von Dieter Nuhr oder Maxeiner/Miersch, Lomborg und vielen mehr von rechts sein könnten.
Unser werter Vielflieger (das tun drei bis fünf Prozent aller Menschen, fast alle wohnen im Westen; 80 bis 85 Prozent sind niemals geflogen) dachte 2007 an eine CO2-Beseitigungs-Lösung durch die Wissenschaft. Nun sind 13 Jahre vergangen. Es wird seither noch mal weit mehr konsumiert, im Westen. Linke bis weit Rechte bei uns fliegen noch immer mehr, addieren gute 20 bis 25 Prozent CO2 zum Verbrauch pro Westland, kaufen wirr und zerstören. Glücklicher wirkt niemand. Und Zizek muss 13 Jahre später immer noch darauf hoffen, dass die Wissenschaft (die Klimawissenschaft hat er ja nicht so ernst genommen) unserer westlichen Fressgier nachträglich Absolution erteilt. Seltsame »Kommunisten«. Erstmal die Zerstörung schönreden oder »Der Technik-Messias wird's richten!« rufen. Damit er, gemäß seinem Weltbild, weiter im westlichen Rausch mitmachen kann. Vielleicht sagt er so oft zu allem was, dass seine Fans nicht mehr wissen, was Zizek schon alles gesagt hat?
Nein, so einer denkt nicht an alle sieben Milliarden. Das beweisen seine Klimabeiträge. Dumm ist er nicht, aber unglaublich vorlaut. Es wäre Zeit, nicht mehr auf diese gescheiterten Leute zu hören. Der Artikel beginnt mit Naomi Klein. Und es gäbe viele weitere, die man lesen könnte.
Georg Fries, Hamburg
Veröffentlicht in der jungen Welt am 24.04.2020.