Leserbrief zum Artikel Schon gelaufen: Nachschlag: Geld oder Leben
vom 20.04.2020:
Kein linker Standpunkt
Vorsicht, liebe Freunde. Maio ist vieles, bloß kein Linker. »Wir müssen den Ärzten die Freiheit zurückgeben, nach rein medizinischen Kriterien vorzugehen.« Da ist 0,0 Prozent Emanzipation drin, sondern die alte Mär vom Onkel Doktor, der selbst und allein alles am besten weiß und sich drum jede Einmischung in seine Vivisektion a priori verbittet. »Medizinethik« heißt für Maio, man muss seinem Arzt (der »Experte«, der weiß was in den »Lehrbüchern« steht) vertrauen, und wie überall in der industrialisierten »Medizinethik« fehlt ihm jegliche moralische Musikalität, geschweige denn praktische Vernunft, das Oxymoron in »Vertrauenszwang« zu hören. »Vertrauensverlust in die Medizin« ist sein Schlüsselreiz, seine »Ökonomie der Medizin« lautet: soviel Geld, wie wir wollen. Das ganze Interview ist eine Ansammlung von Clichés, von sozialromantischem Quatsch, von »apolitischen Ärzten« (wie viele waren ab wann in der NSDAP?), die ja nur »helfen wollen«.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 22.04.2020.