Leserbrief zum Artikel Geschichte der Arbeiterbewegung: Subjektive Momente
vom 04.04.2020:
Massen mobilisieren
Die Frage, die Leo Schwarz aufwirft, ob und, falls ja, wie kommunistische Parteien in einem stabilen bürgerlich-parlamentarischen System eine demokratische und soziale »Reformpolitik« betreiben können, ohne sich dabei unter der Hand integrieren und »sozialdemokratisieren« zu lassen – in dieser Sackgasse endeten im 20. Jahrhundert nahezu alle kommunistischen Parteien in Westeuropa –, ist bis heute nicht beantwortet. Sie lässt sich aber relativ einfach beantworten, obwohl es kein praktisches Beispiel dafür gibt (in China, Vietnam, in der DVR Korea, in Laos, Kuba hatte man keine Erfahrungen mit dem Parlamentarismus gesammelt).
Man muss breite Massenaktionen durchführen können (davon sind die diversen linken Parteien Europas noch weit entfernt),
man muss in den Gewerkschaften eine führende Position innehaben (die Gewerkschaften sind, wenn man Frankreich, Spanien und Italien ausklammert, noch Hochburgen der Sozialdemokratie).
Die Umweltbewegungen überließ man über Jahrzehnte anderen Kräften. Nationalbewusstsein überließ man anderen. Die starken linksnationalistischen Bewegungen sind wohl weitgehend bei Grünen Untermieter.
Die SED und die anderen osteuropaeischen KPs scheiterten daran, dass sie zu stark auf die Sowjetunion zugeschnitten waren, und als die KPdSU an einer Mischung aus Dogmatismus und Einfältigkeit scheiterte, musste man mit ihr scheitern.
Kreatives und unkonventionelles Denken ist nicht gerade eine Stärke vieler linker Parteien Europas. Man muss ja nicht so weit schauen: Die Linke mit Frau Kipping ist ja ein Beispiel dafür. Es gibt viele Einzelkämpfer mit interessanten Aktivitäten. Im Parteivorstand hält es Frau Kipping mit intellektuellen Diskussionen, die eigentlich mehr oder weniger kalter Kaffee sind. Die sind scheinbar kreativ, aber letztlich eine Neuauflage alter, gescheiterter Theorien.
Die Linke Europas in ihrer heutigen Verfasstheit ist unfähig, sich an die Spitze von Massenbewegungen zu stellen.
Man muss breite Massenaktionen durchführen können (davon sind die diversen linken Parteien Europas noch weit entfernt),
man muss in den Gewerkschaften eine führende Position innehaben (die Gewerkschaften sind, wenn man Frankreich, Spanien und Italien ausklammert, noch Hochburgen der Sozialdemokratie).
Die Umweltbewegungen überließ man über Jahrzehnte anderen Kräften. Nationalbewusstsein überließ man anderen. Die starken linksnationalistischen Bewegungen sind wohl weitgehend bei Grünen Untermieter.
Die SED und die anderen osteuropaeischen KPs scheiterten daran, dass sie zu stark auf die Sowjetunion zugeschnitten waren, und als die KPdSU an einer Mischung aus Dogmatismus und Einfältigkeit scheiterte, musste man mit ihr scheitern.
Kreatives und unkonventionelles Denken ist nicht gerade eine Stärke vieler linker Parteien Europas. Man muss ja nicht so weit schauen: Die Linke mit Frau Kipping ist ja ein Beispiel dafür. Es gibt viele Einzelkämpfer mit interessanten Aktivitäten. Im Parteivorstand hält es Frau Kipping mit intellektuellen Diskussionen, die eigentlich mehr oder weniger kalter Kaffee sind. Die sind scheinbar kreativ, aber letztlich eine Neuauflage alter, gescheiterter Theorien.
Die Linke Europas in ihrer heutigen Verfasstheit ist unfähig, sich an die Spitze von Massenbewegungen zu stellen.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 07.04.2020.