Gegründet 1947 Dienstag, 23. April 2024, Nr. 95
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Coronakrise: EU in der Krise vom 02.04.2020:

Verantwortung und Solidarität

»Während das ganze Land zusammenrückt, verschließen sich manche ihrer politischen Verantwortung«, heißt es auch im »Zitat des des Tages«. Schnell finden sich diejenigen, die ehrliche Gefühle, Empfindungen politisch missbrauchen und es fertigbringen, einen solidarischen, gerechten Vorschlag in sein Gegenteil zu verkehren. Eine »Coronaabgabe« der Millionärs- und Milliardärsklasse wäre immer »unsolidarisch« nach Kapitalverstand, wie bekannt sein sollte. Mit Vernunft, Realitätssinn sind solche Gedanken nie in Betracht gezogen worden. Stereotyp der Vorwurf der Neiddebatte. Was dahinter an realem, ins unermessliche gesteigerten Reichtum einer immer kleineren Schicht verborgen ist, dazu gab es nie plausible Erklärung. Es sind jene, die ihren neoliberalen Privatisierungswahn viele Jahre betrieben haben. Es sind jene, die Menschenrechte, Gesundheit, Pflege, Rente, Wohnen, öffentliche Güter ihrem Profit untergeordnet haben und nun »Verantwortung«, »Wir«-Gefühl entdecken. Nächstliegend ist also zu fragen, wer die jetzige Situation zu verantworten hat, schuldig daran ist. Wer Gerechtigkeit in den Mund nimmt, damit moralisierend belehrt, der muss die bestehende himmelschreiende Ungerechtigkeit sehen, was mit Zusammenrücken nicht aufgehoben ist. Den dümmsten »Neiddebatte«-Schreiern und »Wir«-Gefühls-Mahnern sollten SPD, Gewerkschaften, Linke und Aufsteher den demagogischen Weisheitszahn ziehen. Gerechtigkeit definieren und klar darstellen, was wirklich unter großen Vermögen zu verstehen ist, wer sie sind, wie sie dazu kamen, was ihr eigner Anteil daran ist, bis dahin, wie sie für Krisen Verantwortung tragen. Klar sagen, wir meinen nicht Omas Häuschen, nicht den Bäcker, Fleischer, Friseur, Handwerker, Gastwirt, Landwirt, die von eigner Arbeit leben, weitgehend proletarisiert sind. Reden wir von Großvermögen, die gefördert, entlastet, subventioniert werden, von kriminellen Geschäftemachern, »Cum-Ex«- Gaunern, Steuerbetrügern, -oasen, Spekulanten, »Kuponschneidern« u. a. Vermögen, die gesellschaftlich überflüssig sind und nur Bereicherungsinvestitionen dienen. Wo und wem gilt unsere Solidarität, was auch so auszusprechen ist?
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 03.04.2020.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Wohin die Reise geht

    Herzlichen Dank an alle Genossinnen und Genossen, die in diesen »verrückten« Wochen die junge Welt erstellen und hinter die Kulissen des bürgerlichen Politikbetriebes blicken. Ihr betreibt wirkliche A...
    Hans-Dietmar Hölscher, Bielefeld
  • Wie in Preußen

    Beim Lesen der »Hintergrund«-Information zu diesem Artikel fällt mir unwillkürlich Heinrich Heines Verszeile zum großen Brand von Hamburg ein: »Der König von Preußen wollte sogar/ uns schicken seine T...
    Volker Wirth, Berlin
  • Zum Leserbrief »Für die Zeit danach«

    Danke der Zeitung junge Welt für ihre doch prinzipiell auf das Wesen der Situation gerichtete Berichterstattung. Aber wo lebt Conrad Fink, dessen Onlineleserbrief ein Wolkenkuckucksheim beschreibt. Da...
    E. Rasmus
  • Systemrelevanz

    In dieser weltweiten Krise liegen nicht nur die besonders betroffenen Opfer des Coronavirus, um ihr Überleben kämpfend, an den Beatmungsgeräten. Nein, auch unsere Wirtschaft muss »beatmet« werden. Auf...
    Helmut Malmes, Stolberg-Schevenhütte
  • Für die Zeit danach

    Die Pandemie und ihre Folgen lassen uns erschaudern und gleichzeitig staunen. Vieles, was sonst undenkbar wäre, ist plötzlich normal: Man hat mehr Zeit füreinander, die Eltern kümmern sich wieder selb...
    Conrad Fink, Freiberg a. N.
  • EU ist eine Fehlgeburt

    Die Lage ist für die EU wohl ernster denn je. Das ist richtig. Jedoch, die Frage lautet: Braucht die BRD unbedingt eine EU? Brauchen die »Südstaaten« uns nicht mehr als wir sie? Die Antwort ist eindeu...
    Istvan Hidy