Leserbrief zum Artikel Euro-Krise: Jeder stirbt für sich allein
vom 28.03.2020:
Deutschland ohne Solidarität
Die rasche Ausbreitung der Coronapandemie kann man in allen Medien nahezu in Echtzeit verfolgen. Kanzlerin, Bundespräsident und weitere Politiker verweisen auf die bestehende Solidarität innerhalb unserer Gesellschaft. Solidarität, eigentlich ein Grundprinzip der menschlichen Gesellschaft insgesamt. Doch wie wird sie unter »Coronabedingungen« tatsächlich praktiziert? Deutschland nimmt einige Coronainfizierte aus anderen Staaten auf – weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein. Von möglichen einheitlichen und solidarischen Aktivitäten der EU zur Bekämpfung der Krise ganz zu schweigen. Russland, China und vor allem Kuba zeigen hingegen nicht unerhebliche Aktivitäten zur Unterstützung der betroffenen Bevölkerungen wie z. B. in Italien und anderen Staaten mittels Ärzten, medizinischem Personal und Geräten. Besonders das sozialistische Kuba ist nicht nur in Italien, sondern in einer ganzen Anzahl weiterer Länder mit Ärzten gegen »Corona« im Einsatz, und das unter den Bedingungen eines allumfassenden, seit Jahrzehnten andauernden Wirtschaftsembargos der USA gegen dieses kleine Land. In den deutschen Medien finden diese Beispiele nahezu keine Beachtung. »Exportbeschränkungen der deutschen Wirtschaft wirken sich nachteilig auf die Virusbekämpfung aus«, konnte ich kürzlich lesen. Warum schreibt man nicht »Sanktionen« gegen Länder wie Syrien, den Iran und andere »missliebige Länder«, die nicht nur das Gesundheitssystem dieser Länder, sondern alle gesellschaftlichen Bereiche destabilisieren und in unverantwortlicher Weise auch zur weiteren Ausbreitung des Virus beitragen? Bei den eingeleiteten Sanktionen der NATO-Staaten gegen andere Länder ist Deutschland in vorderster Reihe zu finden. Gewachsene Handelsbeziehungen wurden willkürlich unterbrochen mit dem Ziel der Sicherung der Macht einzelner und der Macht des Kapitals. Menschen spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Ist das die durch deutsche Politiker vielbeschworene Solidarität?
Veröffentlicht in der jungen Welt am 31.03.2020.