Leserbrief zum Artikel Frankreich: »Mit dem Schlagstock«
vom 02.03.2020:
Zeichen stehen auf Sturm
Mir erschließt sich nicht, warum Hansgeorg Hermann in seinem Beitrag zu Emmanuel Macrons antidemokratischem Coup (sein Versuch, mit Hilfe des Verfassungsartikels 49 Abs. 3 seine »Rentenreform« am Parlament vorbei durchzusetzen) am Ende zu einem derart kleinmütigen Ausblick kommt, wonach Opposition und Gewerkschaften vermutlich keine Möglichkeit haben werden, wie bisher Protest und Widerstand zu leisten. Wieso das? Die Zeichen in Frankreich stehen auf Sturm, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gegner von Macrons Angriff auf die sozialen Rechte wegen eines Demoverbots (Veranstaltungen mit mehr als 5.000 Menschen abgesagt wegen Coronavirusgefahr) klein beigeben werden. Für die laufende Woche stehen zahlreiche Protestaktionen vor Präfekturen und anderen staatlichen Gebäuden an, und dann ist am Sonntag der Internationale Frauentag, der ebenfalls zum Protest genutzt werden wird. Wer die bisherigen Kämpfe gegen Macrons neoliberale Politik verfolgt hat, darf annehmen, dass nach dem Schmierentheater vom vergangenen Wochenende der Widerstand weiter zunehmen wird.
Ein Interview mit jemandem aus der französischen Oppositionsbewegung wäre zur Klarstellung angemessen.
Ein Interview mit jemandem aus der französischen Oppositionsbewegung wäre zur Klarstellung angemessen.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 05.03.2020.