Leserbrief zum Artikel Grünheide: Tesla darf brettern
vom 22.02.2020:
Von der Hybris kurzfristigen Denkens
Wie intelligent die Strategie der Grünen Liga in bezug auf die neue Autofabrik in Grünheide war, wird sicher auch für Debatten im Umweltverband sorgen. Nichtsdestotrotz vernutzen wir in Deutschland täglich zusätzlich einen Quadratkilometer Naturfläche für neue Infrastruktur. Die Bäume kann man sicher durch höherwertigen Mischwald ersetzen, nur die Fläche eben nicht. Mit Blick auf den globalen Flächen- und Ressourcenverbrauch bei starkem Bevölkerungszuwachs und Megastädten meint der Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht in »Das Ende der Evolution«, dass diese antropozäne Selbstverständlichkeit, mit der wir die Webnetze der Biosphäre zerstören, in ein sechstes Massensterben führt, selbst wenn man die kommende Klimakatastrophe als radikalen Beschleunigungsfaktor außen vor lassen würde. Wir werden unsere Verkehrs- und Klimaprobleme ganz sicher nicht mit überdimensionierten Tesla-Elektroautos lösen können, deren große ökologische Schadsäcke bleiben ausgeblendet. Schaut man aber nur fünf Kilometer westlich von Grünheide, kann man die sehr stark vom Aussterben bedrohte Trauerseeschwalbe finden, ich habe sie im Sommer erstmals selbst beobachtet. Dummerweise quartiert sie direkt unter dem zukünftigen östlichen Anflug für die südliche Schönefelder Landebahn, wo die Flieger dann im Minutentakt mit 80 dB ein Natur- und Vogelschutzgebiet durchschneiden. Diese staatlich organisierte Umweltkriminalität in Berlin gehörte in der Tat an den Pranger gestellt! Da wünschte man sich aktivere Umweltverbände.